dorf 4.0 / ich bin eine geschichte / feature #2

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Geschichten: Gottfried Eicher, Rutengeher, Ludersdorf

Gottfried Eicher, lediges Kind, sagt über die Vergangenheit: „Die Frau war dem Mann gegenüber oft wehrlos. Auch zu den Tieren ist man sehr brutal gewesen.“ Als Kind im Armenhaus hat er Mißhandlungen erlitten. Andere hätten weggeschaut. „Warum haben die Nachbarn nichts gewußt? Weil sie die gleichen Schweine waren. Ich sage nur die Wahrheit. Das kannst du ruhig schreiben. Das kann jeder nachprüfen.“ Warum hat ihn ein Bauer aus dem Armenhaus geholt? „Der hat selber keine Kinder gehabt und eine billige Arbeitskraft gebraucht.“ Als er dann doch Frau und Kind hatte, wurde Eicher in die Scheune ausquartiert. Weihnachten 1956 hat er gut in Erinnerung. „Ich hab müssen Birkenbesen binden.“ Und es war ihm so kalt, „ich hab die nackten Füße in die warme Kuhscheiße gesteckt, damit sie mir nicht erfrieren.“ Die Tage davor hatte er drei Eier gestohlen und versteckt. Dazu etwas Hafer- und Gerstenschrot. „Wenns die Schweine fressen, werd ichs auch vertragen.“ Das ganze mit Milch verrührt, sein Weihnachtsessen.

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