martin krusches [flame] logbuch / blatt #37


Chrysler, Ford und General Motors krachen. Die Weltwirtschaftskrise hat alle Arten von Major Companies in’s Wanken gebracht. GM-Vize Fritz Henderson soll gesagt haben: „Es gibt keinen Plan B."

Von Chefetagen weiß ich nichts. Aber von den Ereignissen an der Basis hab ich klare Vorstellungen. Ich kenne diese Situation sehr gut. Wenn das Einkommen plötzlich ausfällt, nichts nachkommt, weil etwas schiefgegangen ist, kein Job greifbar. Dann sagt bei der Bank plötzlich jemand: „Auf ihrem Konto haben wir nun seit einigen Monaten keine Bewegung mehr festgestellt." Ende des Überziehungsrahmens. Da beginnt der Ernst des Lebens.

Ich bin durch solche Erfahrungen in meinem Denken etwas „hartherzig" geworden und mache mir daher nur beschränkt Sorgen, wenn es Leute erwischt, egal wen, weil unterm Strich bleibt: Manche kriegen die Kurve, andere nicht. Es schert praktisch niemanden, wenn nebenan jemand untergeht.

Pardon! Das ist natürlich keine sehr liebenswerte Denkweise. Aber gerade auch in der Automobilindustrie laufen ja seit Jahrzehnten sehr kuriose Entwicklungen, von denen ich vieles einfach nicht nachvollziehen konnte und kann. Wie sollte uns das nicht gelegentlich um die Ohren fliegen?

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Es war bei meiner Lektüre dieser Berichte (Quelle: "Der Standard") keine Schadenfreude dabei. Nein. Eher eine Art des Staunens. Da reisen Repräsentanten der „Großen Drei" Amerikas in ihren Firmen-Jets an, um bei der Regierung Finanzhilfe für die angeschlagenen Konzerne zu erbitten. Sie werden heimgeschickt um (merklich bescheidener) erneut, diesmal per PKW anzureisen. Es soll dann geklappt haben.

Zitat: „Alle US-Autobauer haben nach einhelliger Meinung viel zu lange an ihren schweren Pick-ups und wuchtigen Geländewagen festgehalten." November 2008 wurden die Absatzrückgänge folgendermaßen beziffert: GM minus 41,4 Prozent, Ford minus 30,6 Prozent und Chrysler minus 47,1 Prozent.

Das kam nicht aus dem Blauen, sondern war der 13. Monat einer permanenten Talfahrt. Ein ganzes Jahr der Irrfahrt, naja, da darf durchaus am Sachverstand hoch bezahlter Leute gezweifelt werden.

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Nun fand ich es sehr interessant, daß Chrysler Fiat an Bord geholt hat. Das verweist auf Debatten, die es schon gab, wo manche Kommentatoren meinten, die USA sollten den Benzinpreis etwas anheben und die Autos etwas kleiner machen, dann könne auch beim Militär gespart werden, weil Kriege um Öl nicht mehr so nötig wären.

Lassen wir uns überraschen, was die Wirtschaftskrise und die Ablöse von George W. Bush an Amerika bewirken. Ich denke, wir werden weiter vor Augen haben, was seit Beginn der Automobilgeschichte der Fall ist: Große und prestigeträchtige Autos, die keine aufgeblähten Kisten, sondern beeindruckende technische Meisterwerke sind, bleiben den sehr wohlhabenden Menschen vorbehalten. Und manchen Liebhabern, die kleine Nischen bevölkern; etwa um großvolumige Klassiker in Gang zu halten oder kraftvolle Einzelstücke zu pflegen.

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In Europa scheint schon klar, daß man mit smart gebauten und flott gestalteten Kleinwagen durchaus beachtliche Auftritte hinbekommt. Ja, halten zu Gnaden, ich bin überzeugt, die "Tin Lizzy" ist das letze Auto aus Massenproduktion gewesen, welches NUR der Nützlichkeit und der Vernunft gewidmet war. Oha! Es war ja auch das erste Auto aus Massenproduktion.

Einschub: Österreich brachte die oben gezeigte Briefmarke 2003 heraus. Sie zeigt den 1908 bis 1927 gebauten Ford Model T, die "Tin Lizzie" ("Blech-Liesel").

Genau! Das will ich damit gesagt haben: Bei all den radikalten Konsequenzen, welche die Automobilindustrie für die Welt und ihr Antlitz hat, ist das eben kein Thema, welches sich in Fragen nach praktischer und vernünftiger Anwendung erschöpft. Ganz im Gegenteil. Das Auto ist eine radikale Ego-Maschine.

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