martin krusches [flame] logbuch / blatt #100


Das Moped (Mythos Puch)

Ich werde heuer bei Mythos Puch III die Geschichte des Mopeds erzählen; dargestellt mit realen Fahrzeugen. Das beginnt freilich ungewohnt. Österreichs Legislative kennt keine Moped. Das Kraftfahrgesetz von 1955 führte erstmals „Motorfahrräder" ein und beschrieb damit die technische Herkunft unserer Mopperln..

log100b.jpg (36448 Byte)

Schon vor dem Ersten Weltkrieg: Styria Rad mit angeschraubtem Auto Wheel

„Als Motorfahrräder gelten ein- oder mehrspurige, mit einem Motor ausgestattete Fahrzeuge, wenn der Hubraum des Motors 50 ccm nicht übersteigt, mit ihnen eine durch Verordnung festzusetzende Geschwindigkeit nicht überschritten werden kann und sie in ihrer Bauart alle üblichen Merkmale von Fahrrädern aufweisen." (Ausgegeben am 23. November 1955)

Zu der Zeit gab es längst zweierlei Fahrzeugarten solcher Kategorie. Einerseits mit Hilfsmotoren aufgerüstete Fahrräder, wie sie schon seit Jahrzehnten verfügbar waren, andrerseits „Leichtmotorräder" als eigenständige Konstruktionen, die weitgehend dem entsprachen, was wir dann als Mopeds kennenlernten.

log100a.jpg (28923 Byte)

Das erste österreichische Massen-Moped, die Stangl-Puch:
Puch MS 50, Baujahr 1955

Die Neuigkeit der 1950er Jahre bestand ganz wesentlich darin, daß es plötzlich per Gesetz Kraftfahrzeuge gab, für die man keinen Führerschein brauchte. Das war an jenes Hubraum- und Geschwindigkeitslimit gebunden, an dem junge Leute noch heute rütteln.

Die Fahrräder mit Hilfsmotoren verschwanden, die meisten Mopeds verloren ihre Pedale und wurden teilweise wieder den Motorrädern ähnlicher. Mofas erinnern aber heute noch an den technischen Ursprung und Fahrräder mit Hilfsmotoren sind inzwischen als E-Bikes und Pedelec wiedergekommen.

Der Begriff Moped ist ein junges Kunstwort, dessen plausibelste Ableitung von Motor und Pedale herkommt. Es wird bei uns gerne angenommen, dieses Wort sei in Schweden geprägt worden, dort wiederum verweisen manche Quellen auf britische Wurzeln.

„Det svenska moped har lånats in engelskan, norskan, finskan (mopedi), estniskan (mopeedi) och förmodligen också i tyskan (Moped). På danska heter det däremot knallert." läßt sich frei etwa so übersetzen: Die schwedische Wort Moped wurde dem Englischen entlehnt. Im Norwegischen und Finnischen lautet es Mopedi, im Estnischen Mopeedi, wahrscheinlich auch in Deutsch Moped, und im Dänischen Knallert.

Das schafft man dann auch ohne fundierte Schwedisch-Kenntnisse: „Men det riktiga ursprunget är mo(tor) + ped(al)."

log100c.jpg (22761 Byte)

In Österreich ist die Mopedgeschichte von Puch dominiert. Die MS 50 wurde zu einem enormen Verkaufserfolg und ist bis heute im Alltagseinsatz zu finden. HMW, KTM, Lohner und Puch waren sicher die prominentesten einheimischen Produzenten.

In den 1970ern fuhren uns dann plötzlich italienische Granaten um die Ohren sowie japanische Viertakter-50erln. Auch jugoslawische, tschechische und französische Proukte und vieles mehr konnte man sehen.

Wie ich 2015 die „Straße des 20. Jahrhunderts" [link] bereitet habe, um über ein Jahrhundert Automobilgeschichte mit realen Fahrzeugen nachzustellen, möchte ich das heuer mit der Mopedgeschichte machen. Es dürfte der September 2016 werden.

+) Siehe dazu auch: „Die Volkskultur der Schrauber" [link]

.-- [Mythos Puch III] [Volkskultur] --
reset [19/16] home