Für den Gleisdorfer Themenschwerpunkt „Mythos Puch“ gib es eine bemerkenswerte symbolische Klammer. Es ist zugleich das spezielle Beispiel dafür, was zur Wirkung kommt, wenn Güter und Gebrauchsgegenstände plötzlich so etwas wie Kultfaktoren zeigen, wenn sie in ihrem Gebrauch zu trivialen Mythen unserer Gesellschaft werden. Hier geht es um die präzise, ausdrucksstarke Handschrift eines einzelnen Menschen, die eine gestaltende Spur durch unser aller Alltag zieht.

Das BIC-Feuerzeug

Ich hab nicht lange suchen müssen, um einen Angelpunkt dieser Geschichte illustrieren zu können. Beim Mörath an der Kasse findet man verschiedene Arten der sogenannten „Wegwerffeuerzeuge“. Sie stehen jenseits der robusten und wunderbaren Benzinstinker aus Blech, die meine Kindertage dominierten.

Besuchte ich meine Großmutter, eine Trafikantin, dann sah ich vor allem „feine Herren“ ihren teuren Feuerzeuge von Ronson und Dunhill neu befüllen. Die massiven Zippos waren in den 1960ern bei uns noch nicht populär. Die kleinen Einweg-Flammenwerfer erwiesen sich dann als ein Paradigmenwechsel; etwa so, wie der Austin Mini das Puch-Schammerl versenkte.

Das Puch Maxi

Ich darf doch annehmen, daß man niemandem erklären muß, was ein BIC-Feuerzeug ist? Der Klassiker! Das löst eine Kette von Fragen aus.

Was hat denn das Bic-Feuerzeug mit dem Puch Maxi zu tun? Und das wiederum mit den kantigen Steyr LKW, wie Gleisdorf unlängst noch einen im Kommunaldienst hatte, bevor der neue MAN gekauft wurde?

Wie hängst das alles mit jener markanten Plus-Serie der Steyr-Traktoren zusammen, die wir heute noch alle Tage sehen? Ja, die kubistisch-kantigen Ackergäule in Rot und Weiß, nicht zu verwechseln.

Das sind durch die Bank Arbeiten des Industriedesigners Louis Lucien Lepoix. Er hat u.a. für die Steyr-Daimler-Puch AG viele Produkte entworfen, die uns bis in die Gegenwart umgeben. Wie sie hier sehen können, muß ich Gleisdorf nicht verlassen, um das zu zeigen.

Der Steyr 91 Kommunaler

Ich mag diesen Aspekt sehr, weil Männer wie Lepoix, ganz anders als schillernde Wesen a la Lagerfeld & Co., mit ihrem Werk enormen Einfluß auf unsere Biographien genommen haben, ohne daß sie uns selbst als Figuren vor Augen stünden.

Steyr 650 aus der Plus-Serie

Jedes der Designs, das ich hier genannt habe, können selbst Laien, Menschen ohne tieferes Interesse für solche Fragen, ziemlich unmißverständlich zuordnen. Das sind zugleich Beispiele, die uns zur Nachdenklichkeit anregen, was Marken bedeuten, was „Branding“ bewirkt, wie unsere Arbeitswelt gestaltet, unser Lebensraum ausgestattet wird. Handschrift. Wiedererkennbarkeit. Wie ordnen wir unsere Welt und wie erzählen wir uns unsere Welt? Wie zeigt sich das?

Selbstbildnis des Louis Lucien Lepoix
-- [Louis Lucien Lepoix] --

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