Mythos Puch: Miniaturen, Seite 2
Grob und fein

Zu meiner Sammlung gehört einige derart häßliche Auto-Miniaturen, die sind in ihrer Machart unübertrefflich miserabel. Dadurch bekommt man einen brauchbaren Eindruck, was einen Ausgangspunkt der Produktion in Kunststoff markiert. Wenige Teile aus der Maschine, geringe Fertigungsqualität, wenig Montagearbeit.

Mein zwei exemplarischen Plastik-Monster, das grüne und das blaue, haben eigentlich gar keinen berechenbaren Basispreis, so minimal ist der Herstellungsaufwand. Ich nehme an, die werden in Hundertausender-Quanten rausgehauen und für wenig Geld in wengstens Hunderter-Paketen dem Zwischenhandel übergeben, so daß erst durch weite Wegstrecken und viele Beteiligte dem einzelnen Stück ein Cent-Preis angeheftet werden kann.

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Der häßlichste Stirnsitzer in meiner Kollektion

Eigentlich ist das ja Mist, den man gleich nach Verlassen des Geschäftes wegschmeißen könnte. Die, beiden LKW, kommen mit je drei bis sechs Bestandteilen aus. Die realitätsfremde Bauweise vor allem des Flachen spart Material. Paßgenauigkeit spielt überhaupt keine Rolle. Die vier Räder auf Achsstummeln gedrückt oder zwei Achs-Rad-Kombinationen, um Teile zu sparen.

Es sind simple Schrubber, welche auf Parkett und Teppichböden funktionieren und in der Sandkiste keine Probleme machen. An ein wenigstens mittelmäßiges Design wurde kein Geld verschwendet. Diese LKW sind unansehnliche Freaks, die in keinem Vergleich mit realen Vorbildern bestehen müssen

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Der transmissionslose Lohner-Porsche von 1901

Ich hab hier, zum Kontrast, zwei Spitzenmodelle im Maßstab 1:43 aufgestellt. Beide verfügen über abnehmbare Motorhauben, die ich für diese Fotos zur Seite getan hab. So sieht man die detailgenau ausgeführten Triebwerke der Porsche-Konstruktionen. Einerseits ein Hybrid (Lohner, oben) von 1901 mit seinen elektrischen Radnabenmotoren an der Vorderachse und andrerseits der epochale Rennwagen (Austro-Daimler) für den Grafen Sascha Kolowrat.

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Grob gepreßter Hauebn-LKW

Das macht den Horizont solcher Sammelleidenschaft erahnbar. Hier das robuste Spielzeug, so roh gearbeitet, daß sogar ein Kind ohne Sammelneigung es für zu häßlich halten könnte. Wunderbarer Schund. Da die fein detaillierte Machart, mit der ich mir mein Miniaturmuseum ausstatte. Auto-Miniaturen, an denen sich alle wesentlichen technischen Details ablesen lassen.

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Austro-Daimler ADS-R "Sascha"

Hinzu kommt, daß dank verbesserter Produktionsmethoden auch relativ kleine Auflagen noch auf wirtschaftlich vertretbare Art realisiert werden können, was uns die Möglichkeit beschert, Modellautos aus den ersten Jahrzehnten der Automobilgeschichte zu bekommen, für die wohl nur eher kleine Fan-Kreise Geld ausgeben möchten.

Diese Fotos sollten erahnen lassen, wie viel Arbeit solche 1:43er im Finish machen, während die LKW mit wenigen Handgriffen erledigt sind. Hinzu kommt ein großer Verpackungsaufwand. Es stehen bei den 1:43ern viele filigrane Kleinteile ab, die wegbrechen könnten. (Inzwischen auch ein Probnlem bei 1:87ern.)

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Die müssen nicht nur durch die Verpackung geschützt sein, sondern auch jeden Transport überstehen, bei dem Schachteln allenfalls ruppig gehandhabt werden. Wie deprimierend, wenn einem so ein Stück beschädigt ankäme und umständliche Reklamationsverläufe aktiviert werden müßten.

Wird fortgesetzt!

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