martin krusches [flame] spielzeug (gleisdorf)


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Funkferngesteuerter Ferrari 365 GT4 BB im Maßstab 1:58,
also ungefähr im „Matchbox“-Maßstab, von „realdrive nano“

Die Geschichte der Spielzeugautos hat in unserer Kultur so tiefe Wurzeln wie ein Weinstock in der Erde. Die Erfindung des Rades, die Domestizierung der Pferde, die Bezähmung von Stieren, welche als Ochsen zu leistungsfähigen Zugtieren wurden ... Doch der eigentliche Auftakt kündigt sich mit den Dampfmaschinen an.

Das legendäre „Rennen von Rainhill" sollte 1829 die beste Lokomotive für die Bahnstrecke Liverpool - Manchester (England) ermitteln. Die „Rocket" von George und Robert Stephenson gewann. (Sie steht als winzige Spielfigur in meiner Sammlung.) Versierte Handwerker bauten Miniaturen solcher Lokomotiven aus Blech, versahen sie mit funktionstüchtigen Dampftriebwerken.

Bevor sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts erste Automobile mit Benzinmotoren durchsetzten, waren von Dampf angetriebene Wagen das Rückgrat des modernen Transportwesens, dominierten auch die ersten Automobilrennen. (Noch 1905 machte Fred Marriot mit seinem Dampf-„Beetle" in Daytona Beach rund 200 Km/h.) Sie finden ebenerdig am Anfang der Vitrine eine Straßenlokomotive und einen „Steam Wagon". Der 1886er „Patent-Motorwagen" von Benz, ein früher Benziner, steht am oberen Ende der Vitrine.

Weißblech, Holz und verschiedene Kunststoffe sind die vorrangigen Materialien der Spielzeugauto-Welt. Bakelit kam Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Markt, „Polymere" gehören in allen Farben und Formen zu unserem Alltagsleben. Sie sind auch der Stoff aus dem jene „Modellautos" gemacht werden, die einerseits im präzisen Maßstab wie etwa 1:87 zu Eisenbahnanlagen passen, die andrerseits in Überraschungseiern („Ü-Ei") stecken, oder als „Slot-Racer" über elektrische Bahnen teufeln. (Wie der KTM X-Bow von Österreichs maßgeblichem Produzenten „Carrera".)

Blechspielzeug geht heute nicht mehr als Spielzeug durch, weil es mit scharfen Kanten und anderen Details den Sicherheitsbestimmungen widerspricht. Kleinkindern darf außerdem nichts überlassen werden, was winzige Teile hat, die verschluckt oder inhaliert werden könnten. Also dominieren in diesem Bereich sehr vereinfachte, „abgerundete" Formen aus Kunstoff und Holz.

Die Spielzeugautos sind teils ohne Antrieb, um von Hand über diverse Flächen geschrubbt oder geschubst zu werden. Andere werden von Uhrwerken angetrieben („Aufziehautos"). Oder sie haben die preiswerteren „Friktionsmotoren" (Schwungrad). Neben der großen roten Blech-Corvette (Schwungrad) und dem puristischen, ganz ohne Kunststoff gefertigte Bugatti mit dem Bootsheck (Uhrwerk) stehen diverse Autos mit „Rückzugsmotor". Ein Winzling rollt sogar auf einer Kugel dahin.

Elektromotoren sind schon Jahrzehnte üblich. Früher hingen solche Autos zum Beispiel an Kabeln mit externen Batteriegehäusen und Steuereinheiten. Heute ist die Funkfernsteuerung preiswert und populär. Sie finden in meiner Sammlung einen kleinen Ferrari, dessen Fernsteuerung wie eine dicke Scheckkarte aussieht.

Die Flut der metallenen „Bodenschrubber", „Matchbox", „Hot Wheels" und die ungezählten Konkurrenzprodukte, sind per Zink-Druckguß („Die Cast") gefertigt und mit Kunststoffteilen ergänzt. Sie sehen ebenerdig im hinteren Teil der ersten Vitrine einen kleinen Querschnitt an Klassikern, der den „Schachtel-Wahnsinn" im Obergeschoß kontrastiert.

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