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(Techniker, Automobil, Elektromobilität, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Wolfgang Wister / Techniker
Von Martin Krusche

"Die Arbeitswelt dieses Mannes scheint von einem globalen Netzwerk guter und schlechter Nachrichen durchwirkt zu sein. Er ist „Director Governmental Affairs", also der Chef für Regierungsangelegenheiten..".

Und zwar international. Wolfgang Wister nimmt diese Funktion bei MAGNA E-Car Systems ein. Das bedeutet, er befaßt sich mit der Zukunft des Automobilwesens. Mit der geringer werdenden Verfügbarkeit und der damit verbundenen Verteuerung der Förderung von Öl wird in den kommenden 30 bis 40 Jahren der Ölpreis schwindelnde Höhen erreichen. Individualverkehr, wie wir ihn heute auf Massenbasis genießen, läßt sich dann mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht mehr pflegen. Dazu hätten wir auch noch über Sicherheit und Ökologie zu reden.

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Wister arbeitet gewissermaßen an den Möglichkeiten zu guten Nachrichten. Doch das ist noch ein anspruchsvoller Weg, an dem nicht bloß die Technik-Branche zu wirken hat. Neue Lösungen gehen über die Frage des einzelnen Fahrzeuges weit hinaus, betreffen alle gesellschaftlichen Bereiche, fordern Regierungen, aber ebenso, und zwar schon jetzt, uns.

Der Gleisdorfer studierte einst in Wien Maschinenbau und entwickelte da ein Faible für den Flugzeugbereich. „Mich hat Aerodynamik sehr interessiert." Seine berufliche Laufbahn führte ihn vor mehr als 30 Jahren zu Steyr Daimler Puch, einem steirischen Traditionsbetrieb, in dem Fahrzeuggeschichte geschrieben wurde.

Diese Firma hat schließlich der Weltkonzern Magna übernommen. Und Wister ging in die Welt. Über mehere Karriereschritte wurde er etwa zum Konsulenten, der als Experte und Vertreter der Republik Österreich an nationalen und internationalen Regelwerken für den Fahrzeugbau in der EU und bei den Vereinten Nationen mitwirkt. Dank seiner heutigen Position wird er laufend in die Länder der wichtigsten Entwicklungen gerufen. China, Indien, Amerika, wir kennen bei uns keine vergleichbaren Dimensionen, vor allem bezüglich des unbeschreiblich wachsenden Energiebedarfs, der das Weltgeschehen verändert.

Wister hat sich nun im Schwerpunktbereich Elektromobilität profiliert. „Und ich meine eine Zukunft von Elektrofahrzeugen." Das ist eine von drei Hauptrichtungen. Die anderen dominanten Zukunftshoffnungen stützen sich auf Antriebe mit Gas oder mit Wasserstoff. Die aktuellen Hybridfahrzeuge, seit wenigen Jahren zunehmend populär, seien da nur ein Zwischenschritt. Momentan ist die leistungsfähigkeit von Batterien und deren Gewicht noch in keinem so attraktiven Verhältnis zu Preis und Reichweite. „Aber es geht ja darum, daß sich unser ganzes Verständnis von Mobilität und Verkehrswesen verändert."

Wir wurden von rund hundert Jahren Automobilismus geprägt, in denen Benzin- und Dieselmotoren mit dem praktischen Nutzen, aber auch zum Teil mit einem gewissen Fetisch-Charakter von Autos verwachsen sind. Es muß also nun, neben technischen Innovationen und großem Einatz bei der Infrastruktur, auch zu einem kulturellen Wandel im Umgang mit Mobilität kommen.

„Da kannst du nicht bloß ein Auto in den Schauraum stellen und die Leute werden es kaufen." Wister spricht von einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, die auf vielen Ebenen erbracht werden muß, um den Weg hin zum Ende von Verbrennungsmotoren für ein Massenpublikum gehen zu können.

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