Log #27

Kunsthistorikerin Mirjana Peitler kennt die Leidenschaft. Was feine Schuhe betrifft. Und wird in dieser Stadt immer wieder fündig. Sie hat mir zugestimmt, dieses Thema ist auch von kulturgeschichtlichem Potenzial, aber etwas karg behandelt. Wie reizvoll wäre es, Menschen einzuladen, daß sie die Geschichten ihrer Lieblingsschuhe erzählen ...

Ein neues Café im alten Zentrum von Gleisdorf ist notwendiger Weise für mich Anlaufstelle. Arbeitsgespräche bedürfen solcher Orte der "Halböffentlichkeit", um das zu Erarbeitende symbolisch mit der Stadt zu verbinden.

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Das kommt Ihnen etwas an den Haaren herbeigezogen vor? Man könne ja auch so "einfach Kaffee trinken"? Sicher. Aber! Es hat seinen Sinn, tätig daran zu erinnern, daß bürgerliche Freiheit mit einem unbeschränkten Aufenthalt im "öffentlichen Raum" zusammenhängt.

Heute besonders, da private Companies sich sehr begehrlich zeigen, was den Zugriff auf öffentlichen Raum betrifft. Das ist ein politischer Aspekt des Themas. Eine Kommune muß laufend neu entscheiden, wie sie mit ihren Raum, mit ihren "Orten der Öffentlichkeit" verfahren möchte.

Das Café hat aber schlechthin noch einen anderen wichtigen Beszugspunkt, der kulturell und politisch zu deuten ist. Es erweist sich als Ort der Muße. Wie etwa dieses Café in einem neuen Zentrum der Stadt:

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Muße wird gelegentlich gerne als eher negativ konnotierte Angelegenheit behandelt, Müßiggang oft abwertend gesehen. Dabei ist Muße jene Zeit, die ein Mensch zur freien Verfügung hat. Also ein besonderes Gut. Im Lateinischen heißt Muße "Otium", dagegen heißen Mühe und Arbeit "Negotium", also gewissermaßen "Nicht-Muße". Das Wechselspiel zählt. Bloß an die Ruderbank gekettet zu sein, ohne Zeiten der Muße zu finden, wäre ein miserabliges Lebenskonzept. (Oder ist da jemand anderer Meinung?)

Was man auf dem Parkplatz vor dem Café sieht, ist übrigens ein Klassiker. Ein 124er Fiat Spider, von Pininafarina mit zeitloser Eleganz versehen. Ich erwähne das, weil Gleisdorf geradezu ein Freiluftmuseum besonderer Automobile ist.

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Was mich an ein weiteres Café in der Stadt denken läßt. Vor dem ein Fahrer mich erkannte. Ich ihn freilich nicht, als ich meine Kamera so flink aus der Tasche riß, wie Billy the Kid es mit seinem Revolver vermochte. Um diese Rarität zu erwischen. Der Mann am Steuer führt in Gleisdorf einen bemerkenswerten Betrieb, von dem hier vermutlichnur wenige wissen:

>>Hallo! Du hast mich mal wieder erwischt mit einem Dodge Magnum RT!! wie wurde das Foto?? m.f.G. Roman<<

Die Geschichten besonderer Schuhe und besonderer Automobile wären also reizvolle Themen, die sich in der Region sehr ergiebig behandeln ließen.

Cut!

Inzwischen neigt sich der Mai 2006 seinem Ende zu. Das bedeutet, die Vorbereitungen für dieses Vorhaben "Next Code: Gleisdorf" laufen sein einem vollen Jahr. In einer Email vom 12. Mai 2005 schrieb ich an VP-Gemeinderat Hannes Felgitsch:

>>... was ich mit tändl gerade in ganz zu bringen beginne, geht zwar von meinen
arbeitsschwerpunkten aus, meint aber ein vor allem KULTURELLES impuls-geben
für die innenstadt. doch verknüpft mit aufgaben und bedürfnissen der
wirtschaft. ...<<
("Tändl" meint den Volksbank-Direktor Josef Tändl, der im ersten Eintrag dieses Projekt-Logbuchs aufscheint.)

Am 25. Mai 2005 hieß es in einer Email an Stadtapotheker Richard Mayr:

>>... hallo richard! dein interesse an der gschicht freut mich.
ich hab mit dem josef tändl am 23. JUNI mein nächstes arbeitstreffen, wo wir einen konsens-check zum bisher erarbeiteten machen werden, damit der schritt  an einen tisch mit stark und lidl folgen kann.
bis dahin möchte ich eine reihe von gesprächen mit menschen in der stadt
führen, von denen ich mir vorstelle, daß sie dieses vorhaben genauer kennen
lernen mögen. ...<<

Es wird also Zeit zu klären, wie die Kommune zu diesem Vorhaben konkret steht. "Next Code" als Projektlinie hat inzwischen seine nächsten Orte, wovon Istanbul sicher der bewegendste ist. Die Übersicht dazu befindet sich HIER!


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22•06