Input #13

Bildungsfragen
(An den Kulturauschuß und die Fraktionen der Stadt Gleisdorf)
Von Martin Krusche

Gleisdorf, 18.03.2006

Guten Tag!

Ich möchte Sie als Gremium ansprechen, aber auch als einzelne Funktionstragende der Fraktionen. Mit der Bitte, mir eventuell Ihre Ansichten und Anmerkungen rückzumelden.

Aus einer Arbeitsbesprechung im Büro des Bürgermeisters hab ich einige Überlegungen mitzunehmen gehabt. Was wären gute Gründe für eine Gemeinde, in Kultur und Bildung zu investieren? Was sind gute Gründe, Zeit, Geld und Aufmerksamkeit zu investieren?

Es gibt ja keinen Grundkonsens „Bildung ist gut“, der irgendwie nützen oder auch nur etwas aussagen würde. Es muß ein Nutzen wohl konkreter genannt werden können. Ich habe hier drei Bereiche des Lebens berührt, in denen mir einschlägiges Engagement unverzichtbar erscheint.

+) Erstens:
Der Arbeitsalltag ist für alle Menschen in allen Milieus oft sehr erschöpfend. Wo Freizeit und Regenerationsphasen vor allem von TV-Unterhaltung dominiert sind, verstärkt das soziale (und auch physiologische) Problemlagen.
Menschen mit differenzierteren kulturellen Ansprüchen finden mehr Möglichkeiten, ihre Kräfte zu regenerieren und allfällige Probleme zu bearbeiten, zu bewältigen. Sie werden vielfach auch für die Pflege von Sozialkontakten mehr Anlässe finden. Davon profitieren die Familien und natürlich auch alle dienstgebenden Instanzen.

+) Zweitens:
Die Mutmaßungen über das „Ende des Sozialstaates“ haben, wie unsere Erfahrungen zeigen, einige sehr realistische Entsprechungen. Die öffentliche Hand zieht sich aus manchen Lebensbereichen erheblich zurück. Der Staat verlangt seinem Volk mehr Eigenverantwortung und Engagement ab.
Da muß also durch privates und vielfach ehrenamtliches Engagement einiges ausgeglichen werden. Wozu viele Menschen auch gerne bereit sind. Solche Entwicklungen gewinnen durch fruchtbare Bildungsprozesse. Wovon natürlich auch die Kommunen profitieren.

+) Drittens:
Schon in der ersten Phase der Zweiten Republik, also vor einem halben Jahrhundert, war in Österreichs Bildungswesen der Anspruch von lebensbegleitendem und lebenslangem Lernen als unverzichtbar formuliert. Man ist sicher gewesen, daß die nahe Zukunft ohne diese Orientierung nur in schlechter Disposition erreichbar sei.
Heute müssen wir verstehen, daß rund eine Milliarde (!) Menschen aus China und eine weitere (!) Milliarde aus Indien aufgebrochen sind, um bessere Jobs zu erlangen – egal wo diese Jobs zu haben sind.
Während auf den Arbeitsmärkten unzählige Grenzen gefallen sind, ist eine enorme Konkurrenz an qualifizierten Kräften am Horizont aufgetaucht, teilweise schon vor unseren Füßen gelandet. Permanente Qualifikationsschritte, Lern- und Bildungsprozesse für ein ganzes Leben sind die Mindestanforderung für attraktive Arbeit.
Eine Stadt, eine Region, die ein entsprechendes Klima der Freude an solchen Möglichkeiten zu schafften versteht, ebnet ihren Kindern Wege.

Ich ersuche Sie um Reflexion dieser Thesen und wäre Ihnen für Feedback sehr verbunden.

Mit freundlichen Grüßen!
Martin Krusche, Autor


[die texte]

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