intro #2: dagmar eberhardt

>Ad "Ortsende von Ortlos" als >Konzept< vgl. Immanuel Kant, Critique of pure Reason:

"Nothing, as 1 Empty concept without object, /ens rationis/. 2 Empty object of a concept, /nihil privativum/. *P 295* 3 Empty intuition without object, /ens imaginarium/. 4 Empty object without concept, /nihil negativum/. *P 296* We see that the /ens rationis/ (1) is distinguished from the /nihil negativum/ (4), in that the former is not to be counted among possibilities because it is mere fiction (although not self-contradictory), whereas the latter is opposed to possi- bility in that the concept cancels itself. Both, however, are empty concepts.
On the other hand, the /nihil privativum/ (2) and the /ens imaginarium/ (3) are empty /data/ for concepts. If light were not given to the senses we could not represent darkness, and if extended beings were not perceived we could not represent space. Negation and the mere form of intuition, in the absence of a something real, are not objects."
(zit.n. S.Lutschinger)

„Mit Kant im Bett“ Entwickelt wurde die Idee mittels Mailingliste, im Juni 2005. Angesichts der Ortstafel des „Ortsende von Ortlos“ (Ivan Redi) begann ein Versuch der Positionierung, der Verortung von Sein/Nichts schlechthin. Vorstellungen von Vexierbildern á là Renaissance–Perspektive z.b. bei Piero della Francesca in Sansepolcro („Auferstehung“), wo der Auferstandene partout den Betrachter – wo immer dieser sich auch hinverflüchten vermag –, nicht aus dem Blick läßt ... bis zur abstrakten Differenzierung Barnett Newmann’s zwischen space und place. (Ein Betrachter hat vor einem Kunstwerk einen place, – aber das Kunstwerk umwölbt ihn wie ein space; – place: then you know, that you’re here; oder auch: Frank Zappa: home is where the heart is … on the bus ...) lassen das Infragestellen der raumzeitlichen Kategorien, wie sie durch das vernetzte, computergestütze „Einbilden“ ohnehin schon gegeben sind, nochmals in einer negativen Ausformulierung akut werden. Wurde in der Anfangseuphorie des www v.a. die „Öffentlichkeit des Netzes“, die ubiquitäre Globalisierung euphorisiert, so konnte auch festgestellt werden, dass zur res.publica kein Gegenpol als res.privata gesetzt wurde. Im Zuge der Pluralisierung von Welten kam es –bedingt auch durch chips – halbleiterelektonik wieder zur Individualisierung, i.e. von der Exkarnation (Mitte der 80er-Jahre), dem Auslagern von Inneren nach außen, zur Re-Inkarnation. Dabei haben sich die Beziehungen zw. Individuen und Kollektiv verändert. „Im Bett mit Kant“ zu liegen kann eine solche Beziehung visualisieren, es ist eine „kleine“ Utopie, oder mit Lyotard gesprochen: eine Mikrologie. Die Große Erzählung der Aufklärung wird privatisiert, – bleibt aber dennoch durch das verwendete Medium beobachtbar.

„Die pluralistische Welt kennt keine metaphysische Einheit mehr, kein Streben nach Prinzipien und Transzendenz. Die Gesellschaft definiert sich nicht als politisches Gemeinwesen; sie existiert als eine große kybernetische Maschine.“ (Arno Bammé)

In der Kombination mit der Ortsende von Ortlos-Tafel wird das kantianische Bett, (ein Regelwerk) in ein unendliches Nichts/Alles projiziert, und spiegelt so die Struktur von technischen Bildern (gemäß Flusser) wider: i.e. technische Bilder gehen aus Texten hervor und sind aus dimensionslosen, weder faßbaren  noch vorstellbaren Punktelementen zusammengesetzte Mosaike, die im Modus der Möglichkeitsform leben. Die Dialektiken zw. Sein–Nicht/Sein, öffentlich – privat , Bild – Text, Grenze – Freiraum werden zum Paradox erklärt, die sich im kantianischen Bett, als möglichen meditativen Ort, potenzieren können.

intro01a.jpg (9537 Byte) Als eine zunächst ausgelagerte Intimität wird das Bett ständig auch wieder in einem wechselhaften Ort – verursacht durch das nicht zu bestimmende „Ortsende von Ortlos“, einer transit-ZONE, postioniert.

hineinspielend in die Thematik:

Problematik der mentalen Bilder: führen ein „ungeklärtes“ Dasein in der Bildwissenschaft ...

... wurden aber in der Kogntionswissenschaft auf neurobiologischer Ebene akzeptiert.

BILDER allg.: „Bilderüberlegenheitseffekt“: prä-attentiv: wahrnehmbar ohne spezielles Wissen, ohne Belastung kognitiver Ressourcen, Bilder sind schneller wahrnehmbar, besser erinnerbar. Als Icons, Pictogramme können sie die effektive Kommunikation über Sprachbarrieren hinweg ermöglichen. Neurath: Worte trennen – Bilder verbinden. [Unterschied Wort–Bild: verbale Systeme: syntakische disjunkt, endlich differenziert,
notationales Symbolscheme
visuelle Systeme : bedeutungsrelevante Einheiten von
bedeutungirrelevanten Einheiten nicht trennbar.]
1) Installation:
Modifikation von THE HOME OF THE BRAIN
– Art (platons) „Höhle“: immersionstauglich
– anstelle der 4 Denker: 4 verschiedene Statements aus Kant–texten? (ev.3 Kritiken + aus 1 vorkrit. schrift)
VIERZAHL wichtig:kulturhistorische Bedeutung: Divina Quaternitas: verbindet Elemente, Temperamente, Jahreszeiten, Kardinaltugenden…,
––> verweis auf Archetypen/ Urbilder
[Urbilder: universelle, vererbte Dispositionen der menschlichen Vorstellungskraft, im kollektiven Unterbewußtsein, befinden sich in potentieller Bereitschaft.]
– Visualisierung der Paradoxa: durch „Möbiusband“

Related to: art on location / Kunst vor Ort [LINK]


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