Mission Statement

Ich bin von der Flüchtigkeit der Information angezogen. Von der Schönheit verblassender Formen und Schriften, von Zeichen, die nicht an Ewigkeiten adressiert sind. Das ist ein zentrales Motiv in diesem Projekt. Und daß die leibliche Instanz zu einem entscheidenden Medium wird. Denn ohne mein Hinausgehen auf die Strecke findet "The Junction" wesentlich nicht statt. Erst in diesem physischen Akt werden die anderen Anstrengungen gebündelt, zu denen sich inzwischen Menschen aus mehreren Ländern aufraffen.

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(Foto by Joerg Vogeltanz)
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Weitere entscheidende Faktoren sind Raum und Dimension. Jedes Zimmer wäre mir zu klein. Ein Saal interessiert mich nicht. Vertraute Orte der Kunstvermittlung ziehen mich vorerst ebenso wenig an. Ich will Landstriche. In die ich eingehe, ohne überdeutliche Spuren zu legen. Ich will mich in diesen zwiespältigen Zonen bewegen, die teils Orte eines Alltagsgeschehen von Menschen sind, teils fremde Terrains, die nur von autorisiertem Personal betreten werden.

Ich deute die Bahnstrecken als Schrift. Die gleichermaßen INschrift und AUFschrift ist: in ihren Gegenstand EINgegraben und auf dessen Oberfläche AUFgetragen. (Die Anregung zu dieser Präzisierung habe ich vom Philosophen Vilem Flusser bezogen.)

Da alle materiellen Gegenstände zur Entropie neigen, sind auch die eingravierten und die aufgetragenen Schriften grundsätzlich flüchtig. Dieser Flüchtigkeit steht die Idee der Information gegenüber. Des Informbringens. Die Befassung mit Information ist also ein Engagement gegen Entropie, ist prinzipiell Aussichtslos. Aber für den Moment ein zentrales Ereignis von Kultur.

Wenn ich "auf die Strecke gehe", erfahre ich gleichermaßen empirisch und reflektierend: diese besondere "Schrift" ist in einen bestimmten Raum übertragen, der einerseits öffentlicher Raum, andrerseits verbotene Zone ist.

Ich setze voraus:
Öffentlicher Raum wird erst durch leibliche Anwesenheit zum politischen Raum. (Ganz speziell abseits urbanen Lebens.)

Diese Prämisse gewinnt an Schärfe, wenn man sie wendet:
Ein System, das Menschen verschwinden läßt, schafft damit "das Politische" aus der Welt, hört also verläßlich auf, ein diskussionswürdiges politisches Gefüge zu sein.

Ich bin für The Junction mit zahlreichen Menschen in ein komplexes Geflecht der Verständigung und Interaktion verwoben. Daraus entfaltet sich "die Erzählung", in der ich mich meist als Erzähler und gelegentlich als Autor erlebe. Die bisherige Erfahrung zeigt, daß keine der Linien des Geschehens in einem bestimmten künstlerischen Genre verbleiben mag. Was mir großes Vergnügen bereitet. (Würde Sie bei einem künstlerischen Projekt "großes Vergnügen" für eine relevante Kategorie halten?)

Flüchtige Zeichen, Artefakte von sehr unterschiedlicher Haltbarkeit, Rewriting und Camouflage, Diskurse, Ereignisse und Prozesse ... leiblich auf die Strecke übertragen, angemessen dokumentiert, vom analogen Raum in die binäre Erweiterung des "Cyberspace" gespielt, um andernorts wieder in die Welt der greifbaren Dinge zu quellen ...

This project of Martin Krusche is a matter of "art under net conditions". / Dieses Projekt von Martin Krusche ist ein Fall von Kunst unter Bedingungen der Vernetzung.

[About signs, artifacts, processes ...]
[Ueber Zeichen, Artefakte, Prozesse ...]


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