zur debatte gestellt

"Mein Brathuhn ist dahin."
Von Martin Krusche

Vortrag anläßlich der "mind(21) lectures":
"mixed reality environments"
(Institut für Wohnbau, TU Graz)
20. April 2005

Teil I: Held der Menschenverachtung
Teil II: Held der Wandlung


Teil I: Held der Menschenverachtung

Heute! Der 20. April ist der Geburtstag eines unscheinbaren Österreichers, der in seinen glänzendsten Momenten sich gerne selbst am Leibriemen riß, am ganzen Körper sehr steif wurde und die Menschen vor sich aus vollen Kräften anbrüllte.
Adolf Hitler war vom Ersten Weltkrieg entscheidend geprägt. Um in diese schreierischen Posen zu verfallen. In dieser grundlegenden Katastrophe des 20. Jahrhunderts ist uns eine damals völlig neue Anschauung überliefert, was Fabrik bedeuten kann. Dieser Krieg war eine Fabrik des Massensterbens, gestützt auf die maßlose Feuerkraft neuer Waffentechnologien. Es war das hoch technifizierte, in seiner Effizienz maximierte Töten von Menschen. Wie es im Zweiten Weltkrieg noch um etliche Drehungen härter erneuert wurde.
Eine Aussage des Adolf Eichmann zur Wannsee-Konferenz legt die Orientierung des obersten Maschinisten einer solchen Fabrik dar: "Es befahlen die Päpste, ich hatte zu gehorchen."
Daß Eichmann hier eine Metapher aus dem Kontext der Amtskirche benutzt, ist von beredter Symbolik. So sind die Dinge geordnet, damit alles gleitet, klappt und rollt. (Das war eben eine Anleihe bei einem zeitgenössischen Werbespot für Küchen.)

view04.jpg (19593 Byte)

Im Kontrast zu diesem jungen Bild von Fabrik steht ein altes, über eine Jahrtausendspanne sehr elitäres Konzept. Das Kloster. Wo man schon in vormodernen Zeiten den Tagesablauf durchstrukturiert hatte und einer arbeitsteiligen Gemeinschaft vorgab, wann was von wem zu erledigen sei. Arbeiten, beten, essen und schlafen in geregelter Ordnung, Tag für Tag und Woche für Woche durch den Jahreslauf.
Menschen des Mittelalters müssen dieses Konzept und seine Leistungsfähigkeit an seinen Ergebnissen bestaunt haben. Es braucht nicht zu überraschen, daß Tugenden aus diesen Fabriken der Wirtschaft, der Gelehrsamkeit und der Spiritualität auch in die Fabriksordnungen der Industriemoderne eingegangen sind. Schon in der Neuzeit machten sich Ökonomen allerhand Gedanken, durch welche Maßnahmen man Disziplin und Leistungsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung zugunsten der Herrschaft anheben könnte.
Mehr Leistung für den Mehrwert, durch dessen rituellen Verbrauch der Adel seine soziale Distanz ausdrücken konnte. Mehrwert auch für die Armee, mit der man sich jene Ländereien aneignen, jene Bevölkerungen untertan machen konnte, welche einem wiederum die nötige Arbeit für den großen, herrschaftlichen Aufwand leistete ... ein Kreislaufsystem. Mönche, Feldherren und Kaufleute waren jene Spezialisten der Kommunikation und Logistik, die ein Know how generiert haben, das vermutlich noch heute komplexe soziale Systemen zu steuern versucht. [...]

[Die ist ein Textauszug. Volltext hier als RTF-Datei zum DOWNLOADEN.]


Martin Krusche: Home

core | reset | mail
[17~05]