kunst ost (2050) glosse #7

Zänkische Leute
(Oktober 2012)

Wir leben im „Informationszeitalter" und sind eine „Wissensgesellschaft". Klar? Davor waren wir eine „Industriegesellschaft" und konnten zusehen, wie die Industriarbeit abgewertet wurde. Inzwischen ist das gleiche mit der Wissensarbeit passiert: Abgewertet.

Die Wirtschaft leidet einen schmerzlichen Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften, das Schulwesen kostet immer mehr und schwächelt in den Ergebnissen. Das sind einige Aspekte einer Entwicklung, bei der wir alle unseren hohen Lebensstandard auf’s Spiel setzen. Na und? Genau! Ich war es nicht, die Anderen sind schuld. Was? Sie waren es auch nicht? Wer dann?

Für mich sieht es einfach aus. Egal was andere tun oder unterlassen, ich muß für mich klären, wofür ich Verantwortung übernehmen mag. Danach? Handeln. Tun. Machen. Ja, so einfach ist das im Grunde.

Eine simple Entscheidung: Will ich ins Lager der Schwätzer, Raunzer, Jammerer, die ihr Leben damit vergeuden, immer neue Ausreden zu erfinden? Will ich ins Lager derer, die was tun, die vielleicht auch Fehler machen, aber dann eben neue Entscheidungen treffen und neue Schritte setzen?

Schauen Sie es sich am Beispiel unseres Schulwesens an. Es heißt, hier blockiere die Gewerkschaft, dort seien die Lehrpersonen schuld, da befände sich die Bildungspolitik im Kübel, dabei seien Eltern nicht mehr fähig, Dinge zu regeln…

Eine Seite stellte der jeweils anderen düstere Befunde und Vorwürfe zu. Derweil gehen unzählige unserer Schutzbefohlenen den Bach runter. Das finde ich ziemlich ekelhaft. Also noch einmal diese Formulierung: Unsere Schutzbefohlenen. Unsere Kinder. Aber nein, es ist ja wichtiger, daß wir Erwachsenen uns so lange zanken können, bis einer heult.

Martin Krusche

Publiziert in:
Die Oststeirische, Oktober 2012

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