Martin Krusche

Schuhe waren mir nie besonderer Aufmerksamkeit wert. In meiner Zeit als junger Bohemien lautete der Grundsatz: Ein paar Turnschuhe für die schöne Zeit, ein Paar Bergschuhe für die kalte Zeit, das sollte genügen.

Diese Einstellung mußte ich in den frühen 1980ern nachjustieren. Eine unkonzentrierte Frau hatte mich mit ihrem Auto von meiner 350er Enduro geschossen. Die ledernen Turnschuhe waren mir kein Schutz und es brauchte rund ein Jahr, bis mein linker Fuß beim Gehen keine Beschwerden mehr verursachte.

Die Lektion saß. Also war es Zeit für eine dritte Schuh-Option in meinem Dasein, stabile Stiefel. Diese Entscheidung rentierte sich 1992. Ein LKW-Fahrer hatte mich übersehen und überrollt. Was immer an mir zu Bruch gegangen war, meine Füße blieben unversehrt, obwohl sie am tiefsten unter dem Fahrzeug verkeilt gewesen sind; samt der 750er Enduro, von der ich mir dann das gleiche Modell noch einmal kaufte. [link]

Das endete aber ähnlich. Diesmal übersah mich eine Ausflüglerin in der Toskana. Das ergab viel Arbeit auf der Chirurgie, aber … erraten! Meinen Füßen fehlte nichts. Allerdings brauchte ich wieder ein neues Motorrad und eine neue Garnitur Stiefel.

Meine Wahl fiel diesmal auf eine solide Tourenmaschine. Vierzylinder in V-Formation, Kraft bis zum Abwinken, mein „Lächelnder Dämon": [link] Die Rote habe ich dann 2005 aus Vernunftgründen wieder verkauft. Es war mir da draußen einfach zu gefährlich geworden: [link]

Rund dreißig Jahre auf Motorrädern reichen für einen langsam älteren Herren, hatte ich mir verordnet. Außerdem gingen mir immer mehr Schnösel meines Alters auf die Nerven, die sich erst jetzt auf schwere Motorräder wuchten und etwas von „Freiheit auf Rädern" faseln.

Das ist Mumpitz! Freilich schau ich ihnen gelegentlich mit einem Anflug von Neid hinterher, denn ich weiß noch genau, wie sensationell es sich anfühlt, wenn man in eine Kurve runtertaucht und … Naja, die Stiefel meiner letzten Motorrad-Saison hab ich aufgehoben. Ich hänge sehr an diesen zerknautschten Stücken.

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