kunst ost | ":lebenskonzept"

Über die eigene Arbeit zu sprechen, ist schwierig und ich tue dies höchst ungern. Meine Sprache ist das Bild.

Bei meinen Fotoprojekten und -arbeiten stelle ich mir aber stets die Frage: Wie gehe ich mit dem Thema um und wie kann ich es in Bilder transferieren?

Letztendlich interessiert mich das Bild. Es sollte meiner sehr konkreten Vorstellung von Poesie, Magie und Aussage gerecht werden. Vor allem sollte es eine gewisse geheimnisvolle Aura besitzen, die den Betrachter in den Bann zieht.

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Ich mag auch die Vorstellung nächtlicher Heimlichkeit, scheinbarer Dekadenz und lustvoller Hingabe an Obsessionen. Was geschieht hinter all diesen Fassaden der Nacht? Diese nächtliche Grauzone interessiert mich. Sie ist Freiraum nicht nur für voyeuristische Fantasien und Träume. Aber das ist nur ein Teilaspekt.

Themen, die ich wähle, beruhen auf Wahrnehmungen, die mich persönlich bewegen. Durch die bewusst kontrollierte Defokussierung, um nur eine mögliche Technik zu nennen, soll nur der Teil einer vermeintlichen Wahrheit wiedergegeben werden.

Entscheidend ist für mich jedoch die Tatsache, dass die Bilder dadurch eine eigene Poesie bekommen. Wie schon in einer meiner letzten Arbeiten – „Déjà-vu“ -- interessiert mich das Verblassen und Auslöschen der Bilderinnerung.

Es stellt sich dabei auch die Frage: Was bleibt bei einer derartigen Bilderflut und der daraus resultierenden Fülle von Informationen noch übrig? Was wandert in das geistige Bildarchiv, was in unser Bewusstsein? Wie weit entspricht das abgerufene Bild einer angenommenen Realität, einer individuellen Vorstellung von Wirklichkeit?

Inwieweit erliegen wir einer Erinnerungstäuschung? Bei den Bildern selbst gibt es durch die zeitliche Dimension und die damit verbundenen Reaktionen ebenfalls den Prozess der Zerstörung. Das Phänomen Bild und dessen Wahrheitsgehalt werden uns noch lange beschäftigen, auch wenn die Bilderinnerungen verblassen.

Kunst ist für mich ein Lebenselixier, eine Möglichkeit, sich intensiv mit dem Dasein zu beschäftigen. Es gibt in diesem Zusammenhang ein sehr schönes Zitat von Pablo Picasso: "Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele".

Um vielfach Verdrängtes überhaupt ertragen zu können, ist feiner, pointierter Humor ebenso ein Stilmittel in meiner Arbeit. Weiters schätze ich Zurückhaltung, Distanz und Sensibilität. Ich persönlich halte nicht viel von "lauten" Bildern.

Es gibt unzählige bunte Bildwelten, aber es gibt auch -- im Gegensatz dazu -- ein besonderes Bild, nämlich das „Schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch. Oft ist wenig mehr.

Erst durch die Reduktion wird die Aufmerksamkeit auf Wesentliches fokussiert. Entweder ist man verrückt oder man ist von einer Sache beseelt und überzeugt. Diese Leidenschaft mag ich sehr, denn nur so kommen außergewöhnliche Dinge zustande. Das hat wiederum mit Poesie zu tun.

All diese angesprochenen Punkte sind aus meiner Sicht auch wesentliche Teile unseres Themas ":lebenskonzept". Sehen und Hören -- eben diese Wahrnehmungen und Informationen zu dechiffrieren, darüber zu sprechen oder in einen künstlerischen Kontext zu stellen.

Jedenfalls freue ich mich über Ihren Besuch bei der diesjährigen „kunst ost“-Ausstellung in der Galerie MIR im Rathaus Gleisdorf. Denn auch hier gilt, selbst sehen macht sicher und nur ein Original ist ein Original.

Franz Sattler

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