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• Michael Roloff / Besuch auf dem Moenchsberg #1

Dies ist ein Auszug, jetzt - Sommer 2006, w ä hrend einem Versuch die ewigen Handke Skandale [oder Sandale: "My Boots are meant for walking, they walk all over you," (Supremes); "Lieber Sandale als Skandale, ich leg mich jetzt an den Strand und lese die gesammelten Werke von Karl Marx (der pseudo-Handke, a la "der Pseudo-Euronaiker) ]

 

leicht bearbeitet, es handelte sich um einem Erinnerungs Text den ich um 2000 verfasste, als Begleit-Schrift meines Handke Projekts,   hauptsächlich as Erinnerungs-Stütze.
M. Roloff

 

 

EIN BESUCH AUF DEM MOENCHSBERG

 

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Im Herbst 1980 hatte ich vor der Abreise nach Sofia in Handke in Salzburg aus Wien oder Frankfurt angerufen, und beim zweiten mal fragte ich ob die die da das Telefon am ersten Mal beantwortet, ob er sich vielleicht eine Sekretärin angeschafft hätte: nein, das sei die Libgart [Schwartz]- was mich um einiges erstaunte, und nach vier Wochen Bulgarien und einigen Wiener Erholungs Tagen kam ich dann - um einen Zug verspätet - mich königlich fühlend [als einer der wenigstens ein bisschen Kulturfrieden in Bulgarisch-U.S.A. Beziehungen gebracht] in Salzburg an; fragte den Portier des Mirabellen Hotels wo denn der Moenchsberg sei. Da Leben die Grossen Tiere, sagte der, und dieses Gefühl hatte dieser Irredentist auch irgendwie schon wohl seit langem; und erzählte dem dann, dass er doch mal den Simmel den er gerade schmoekerte lassen sein sollte, denn da oben lebe ein Schriftsteller, der schreibe auch ganz einfach aber besser.

Dem Herrn Handke, wie ich es dann später in seinen eigenen Worten lesen würde, ist's eines der schlimmsten Sachen, dass man ihn warten lässt, und seine Reaktion auf die lese majeste war sofort zu bemerken wie er da auf mich in den herbstlichen Park Anlagen des Mirabellen Hotels mit den Blättern zuwehte - "Na du altes Arschloch," war ja eigentlich recht freundlich - ich ihn dann aber schnellsten beschwichtigen musste mit der quid-pro-quo Lüge, die man ja immer in der linken Tasche haben soll, er sei doch selbst nicht immer gerade pünktlich, er schuldete mir viel mehr als pünktlich zu sein!

 

Er sagte er hätte es erwartet dass ich in solch einem Hotel absteigen würde, was mich verblüffte, da er nichts über meine Hotel Vorlieben, die billigsten abseitsliegendsten Pensions, außer dass ich eben jetzt auch aufs Schwimmen aus war, gelernt von dem allergrößten Verlagsschwimmer überhaupt,dem Siegfried Unseld.

 

 

Dass er wohl von seinen eignen Hotel Präferenzen sprach sagte ich ihm  nicht, dem Algonquin in  New York, oder The Adams, wo er die Langsame Heimkehr verfasst, ausgeschwitzt hatte. Sein bemerkbar verletzten Eitel ein wenig beschwichtigt, stimmte er auch emphatisch zu als ich mich  enthusiastisch über die Bulgarier die ich da getroffen hatte  ausließ, [im nachhinein haben wir also beide eine Vorliebe für Einbaum Fahrten]. Als ich ihm  die schöne Sammlung verdeutschter moderner Bulgarischer Dichtung, eine weiterer Beschwichtigungs Versuch, vorzeigte  - "Ja, von hier," vom Müller Verlag in Salzburg, deutete mein Finger - riss er mir ihn fast aus der Hand als ich ihn auf Levchevs grosses langes Gedicht deutete und er es in einem Zug sofort las und auch ausgezeichnet fand, die herrische Geste - nie zuvor von ihm, der in New   York, zuletz vor so ein oder zwei Jahren, mir manchmal ziemlich zahm, und teilweise "down" [bei der Zurueck kunft aus Colorado, wo ja scheinbar wirklich ein alter Freund als Schieleerer umgekommen sein muss - [3te Kapitel von Langsame Heimkehr,] ja irgendwie imponierte mir diese Geste schon. Levchev, wahrer Dichter und Mitglied des CK, hatte der Kultur seinem Geheimdienst gegenüber schon ein wenig Raum verschafft. Ich war während der vier Wochen ein wenig entpropagandiert worden, trotzdem ich mich selbst vorher doch einigermassen gegen die Propaganda gefeit gehalten hielt. [Was dem Gehirn Schwamm eitel Wahn in diesem wie wahrscheinlich jedem Jahrhundert ist.]

 

Wir kamen auf Langsame Heimkehr zu sprechen.[Es ist möglich dass ich das Buch in der Jackentasche oder meinem Maultiersack bei mir hatte].

 

Der Anfang des Gesprächs ging ungefähr so:

"Auch du liest mich nicht mehr?"

Na ja, es gab das Buch seit einem Jahr, er hätte es mir auch in New York als Manuskript geben können, und mir hatte niemand eins geschickt sagte ich nicht. Was ich sagte, und was auch sicherlich ziemlich stimmte, war: "I  wasn't ready for it."

Das Jahr 1979-80 war schon teilweise ein sehr Ereignisreiches gewesen, Liebschaften, Reisen, der ewige Kampf mit dem Verlags Partner, the downtown life.

 Aber ich hatte auch nicht irgend etwas besonderes von dem Buch erwartet: noch ein Alaska Buch, zwar vom Peter, ich dachte mich ja in Alaska und der Literatur  schon auszukennen. Ich hatte ihn auf die Winter da aufmerksam gemacht als er sich darüber erkundigte, schon ganz früh während unserer Bekanntaschaft, so um 1970 herum,  aber er sagte daran erinnere er sich nicht. Weiteres über Alaska wollte er nicht von mir hören als ich es ihm während wir unterwegs zu Fuss - leichter Schnee - über die Brookyn Bridge zu Michael Brodky. "Ich hab schon zu viel",  so ungefähr, was ja dann schon stimmt wenn man dieses grosse Kapitel liest. Aber ich war jemand der wirklich eine Zeitlang - 6 Monate, aber immerhin - da als geologischer Gehilfe gearbeitet hatte. Aber wie gesagt: Handke kann Erleben und das wiedergeben von Erlebnissesen ein Erlebnis für den Leser machen. Ein grosses Glück solch Erlebnis gehabt zu haben und dass es dann so was gibt das jemand es ausdrücken kann.

 

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[Michael Roloff]


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27•06