van.at: literatur (beiträge)

• Michael Roloff / Schliche #13

Dem Handke auf die Schliche:
Stempelung einer Briefmarke zu Lebzeiten
=XIII=

K-KLAMME PREISE]
Es gab auch einige Berichte, dass der Heine-Preis Handke wegen seiner angeblich finanziell angeschlagenen Lage zugesprochen werden sollte. [APPARAT] Ich bin nicht in der Lage, den Grad der Temperatur der Handke-Börse zu beurteilen. Aber wenn er in Amerika von dem Einkommen seiner zwanzig oder so, hauptsächlich von Farrar, Straus & Giroux, verlegten Büchern leben sollte - ja vielleicht ging das in einem abgeschiedenen mexikanischen Dorf oder Campos des Pescaderos. Von denen sind nur noch vier erhältlich, lieferbar, neu, in print - der Preis des Antiquariats steigt. Von den zwölf von mir übersetzten Stücken wurde im Jahr 2005 die "Selbstbezichtigung" zwei mal an Colleges aufgeführt, Netto [1/3 minus Deutsche Steuern für mich von ungefähr 100 Dollar]. Kaum mehr für Handke, da Suhrkamp als Agent da auch partizipiert. In beiden Fällen also noch nicht einmal genügend für Vogelfutter; dazu kamen mir noch Tantiemen 25.00 von Farrar, Straus zugestellt. Glücklicherweise, besonders für mich, benutzt die israelische Basheva Dance Company meine Amerikanischen Übersetzung der "Publikumsbeschimpfung", und da springen all paar Jahre so laut rasselnd 1000 in den leeren Topf. Sehr verspätete Kompensation für das jahrelange Herumzotteln mit einer ziemlich kaputten Truppe durch das Dickicht der 60er Jahre von New York; eine gelungene und leckgeprüfte Übersetzung, besonders die der Schimpfwort Serien [A 30 Year-After Near-Posthumous Note on Peter Handke's Public Insult,
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Handke hat Anteile oder ganze Preisgelder einfach weiter gegeben oder als Almosen benutzt. Sein Geburtsort Griffen ist Empfänger von dieser Largesse. Da es ja scheinbar einen Haufen deutscher sowie österreichischer Buchläden gibt, die seit seiner pro-Jugoslawischen Äusserungen keine Handke-Bücher mehr führen, hinkte es vielleicht wirklich, aber wer ist schon auf nicht lesende, zensierende Buchläden angewiesen im Zeitalter von Amazon und Barnes und Nobel? Vielleicht ist Suhrkamp nicht mehr so großzügig mit seinem Ausstellen der Kreditkarten an die AAA Autoren. Geizhals ist Handke jedenfalls nicht. Wie kostspielig der stolze Lebensstil des "self-made man" ist: I can only guess. Aber seine Sachen gibt es auf dreißig Sprachen oder so, er hat besondere Sympathien in der spanischen Literatur gefunden. Außerdem gibt's den Verkauf der mit Bleistift geschriebenen Manuskripte an die Sammler/Investoren. Das zweite, weggelaufene Weib stammte aus reicher Haute bourgoiesie. Wieder eine junge Tochter zu betreuen.

Den Büchner Preis gab Handke zurück am Anfang der Kosovo Kampagne, was die Leute, die ja nichts damit zu tun hatten, ziemlich zu verwundern schien: ein Akt des verwundeten Trotzes, den man eher einfühlend verstehen kann als moralisierend beurteilend oder gar verurteilend. Wie ja auch sein Austreten vom katholischen zum orthodoxen Katholizismus, weil der Papst nicht genug getan habe, um diesen Angriff zu verhindern.

Als erster Träger des von der Suhrkamp Stiftung gestifteten Unseld-Preises fand ich es schwer zu beurteilen, wer da mit wessen Namen geehrt oder vielleicht an wen geschweißt wurde, zur Zeit der Übersiedlung von Martin Walser zum Rowohlt Verlag. Handkes ziselierte Beschreibung von Unseld in der "Linkhändigen Frau" und "Niemandsbucht" - ob irgend jemand sonst das bemerkt hat? Oder macht es niemandem etwas aus? Ich jedenfalls würde mich eher geekelt als geehrt fühlen und das Geld unangetastet sofort weiter leiten. Wie man dann später erfuhr, der Heine Preis sollte widersprüchlich angenommen werden, da Handke etwas extra Geld benötigte für eine Versammlung von Handke Übersetzung in Spanien! Na ja, das wird schon kostspielig wenn es die schönen Sachen auf dreißig Sprachen gibt, und es im allgemeinen mehrere Übersetzer benötigt. Also deswegen hat die Siegried Löffler sich so eingesetzt!


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