4. März 2005

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Der Schnee ist wieder da. Was einen einsamen Menschen bewegt, mit seiner laut tönenden Schaufel um vier Uhr morgens dagegen anzugehen. Auf dem Parkplatz vor meinem Schlafzimmer. Früher hat es mich geärgert, um diese Zeit geweckt zu werden. Heute tut sich dabei ein Gefühl der Verbundenheit auf, in der ich ja ohnehin auf der besseren Seite stehe. Im geschützen Zimmer. Und. Vier Uhr mit der Schaufel, das ist noch ein Glück. Gemessen am schweren Gerät, welches später auffährt.

Was noch ein Glück ist, davor möge man bewahrt werden, besagt eine jüdische Redensart. Wovon wir gesprochen haben, als Fotograf Peter Weißensteiner gestern vor meinem Hauseingang auf einer Eisplatte so schwer gestürzt war, daß einiges Blut abgewaschen werden mußte.

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Davor hatten wir unter anderem über seine Erinnerungen an die Kibbuzim in Israel geplaudert. Wo ihm auffiel, daß man als alter Mensch nicht aus den gesellschaftlichen Prozessen rausfiel. Sondern sich seinem Alter und seinen Möglichkeiten gemäße Aufgaben wählen konnte.

Aber viel mehr noch haben wir über jene Tage geplaudert, da Bürgerinnen und Bürger der Stadt ihre persönlichen Leidenschaften im Kulturgeschehen Gleisdorfs umgesetzt haben. Was folglich eine Reihe von Künstlern mit Gleisdorf sehr verbunden sein ließ. Im Falle Weißensteiners hatte sich das in einem speziellen Nachverhältnis zu Christian und Wolfgang Muthspiel eingelöst.

Warum ich das erzähle? Das Private hat hier eine kulturpolitische Relevanz. Was ich morgen an einem konkreten Beispiel zeigen will.

Cut!

Ich hab gestern erwähnt, die "Kunst" könne man schwerlich auffinden. Sehr wohl dagegen Prozesse, Werke und die handelnden Personen. Über die sich Aussagen machen lassen. Worüber man verhandeln und diskutieren kann.

Letzten Mittwoch äußerte sich in "Der Standard" der Kurator Vitus H. Weh zur Sache. (Siehe rechts.)

Dieses Statement deutet an: Auf vielen Seiten gibt es Interessenslagen, die unter anderem zu Erstarrung führen können. Zu schön gestalteten, teuer bezahlten Endlosspiralen. Was im Augenblick als Erfolg erscheinen mag, als gelungenes Programm,

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erweist sich nach Jahren und in der Rückschau als jener Stillstand, der erhebliche Löcher ins kulturelle Leben reißt und kaum noch aufzuholen ist. Politik, Verwaltung, Primärkräfte und Publikum könnten aber ebenso in Bewegung bleiben. Und genau DAVON handelt Kulturpolitik, wenn sie eben NICHT die Verwaltung des Zufalls sein will. Oder die Errichtung von Mausoleen. Daß sie solches Beweglichbleiben fördert, mit Ressourcen ausstattet.

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