8. Juni 2005

Meist rüttel Spam an meinen Plomben, MANCHMAL finde ich etwas daran erfreulich. Toller Slogan:

Von: "Stacy"
An: "Der Krusche"
Betreff: pain bye bye
Datum: Dienstag, 07. Juni 2005 09:16

Say Goodbye to pain! We got it

Cut!

Apropos "Schmerz laß nach!"

Nun hat längst auch der vaterländische Herr Strache in den häßlichen Chor eingestimmt, ließ uns wissen, daß Deserteure der Naziarmeen ihre Kameraden im Schützengraben im Stich gelassen hätten. Was ja eigentlich eine gute Nachricht wäre. Wenn ich die Konnotation annehmen dürfte, Deserteure hätten ihre Kameraden dabei im Stich gelassen, ein verbrecherisches Regime und alle seine Nutznießer mit der Waffe in der Hand zu stützen, zu unterstützen, ja sich teilweise an den Verbrechen dieser Leute zu beteiligen.

Wer das im Stich läßt, muß doch im Rückblick mit Respekt behandelt werden. Hat der junge Hace Strache das gemeint? Hat er nicht. Es klingt ganz danach, als würde er für seine Behauptung die Konnotation "Kameradenschwein" bevorzugen.

Womit er nicht nur den Blick darauf verstellt, daß nun mal die regulären Soldaten der Nazi-Armeen, auch die "anständigen" (was immer diese Kategorie meint), eben einem verbrecherischen Regime geholfen haben an der Macht zu bleiben. All die regulären Soldaten waren Mitarbeiter beim größten Raubzug und Morden, das die Menschheit je erlebt hat.

Wer an diesem Faktum rüttelt, müßte mindestens als unmittelbarer Nachfahre der Mitarbeiter an diesem Verbrechen mit harschen Konsequenzen rechnen. Dieses Rütteln und Lavieren ist doppelt unappetitlich, wenn es von Repräsentanten der Republik ausgeht. Ekelhaft und völlig unakzeptabel.

Daß sich nun Österreichs Parteien mit einer Verfassungsänderung herumschlagen, damit wir nicht die tiefe Blamage erleben müssen, daß der einschlägig auffällige Politiker Siegfried Kampl den Vorsitz im Bundesrat übernimmt, obwohl das von ALLEN Parteien abgelehnt wird, zeigt weit mehr als bloß ein Problem der Stunde. Darin offenbart sich die vor allem politische Schwäche dieses Landes gegenüber den Konsequenzen des Holocaust.

In einer Formulierung der Diskursforscherin Ruth Wodak finde ich präzise auf den Punkt gebracht, worum es schon seit Jahrzehnten ginge. Daß dieses Österreich endlich imstande sei,

"... revisionistischen Stimmen aus der Nazi-Vergangenheit adäquat zu begegnen; d.h., diesen mit gebührender demokratischer Autorität Einhalt zu gebieten ..."

(Quelle: "Der Standard") Ich bin neugierig, wann sich mein Land dieser schlichten Anforderung gewachsen erweisen wird. Bis dato, gerade in diesem großspurig deklarierten "Gedankenjahr", scheint es nicht gelingen zu wollen.

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