5. Dezember 2005

Bach. Cimarosa. Rachmaninow. Das war ein bewegender Kontrast zu den Raffael-Verschnitten im vorweihnachtlichen Gleisdorf. So bleibt zwar nach wie vor ungeklärt, was der Ruf um Besinnlichkeit meint, der durch die Region schallt. Denn Besinnen als Qualität per se, ohne zu klären worauf besonnen sein will, bleibt sehr verwirrend.

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Aber Musik. Wenn sie nicht aus der Ramschkiste über Lautsprecher in alle Ecken der Stadt geblasen wird ... versöhnt mich ein wenig mit all der lauten, angewandten Hilflosigkeit, die einen zur Zeit draußen, auf den Plätzen der Stadt, anrührt. Wo zwischen Umsatzerwartung in den Geschäften und bangem Hoffen in den Herzen, ein Leben möge besondere Momente haben, sich diese Wochen verdichten ...

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Danach auf ein Bier ins nahe Pub, das hat so schon seine Richtigkeit. Dabei hab ich von Grafiker Jörg Klauber erfahren, was mich staunen läßt, daß er sich manchmal in einem Suchen nach Farbnuancen verliert. Weil es, gegenüber dem Offensichtlichen, immer noch etwas an Abstufungen zu finden gibt, das offenbar ins Digitale nicht mehr übertragbar ist ...

Cut!

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Die "Smoke in"-Session in der Schweiz, vom mathieu + molicnik realisiert, ist im Web nun dokumentiert. [LINK]

Cut!

"Wir Kinder des Kalten Krieges". Diese Formulierung hab ich hier im vergangenen April das erste mal verwendet. In der Folge habe ich in etlichen Einträgen auch "Kinder des Ressentiments" geschrieben. In meinem "Offenen Brief" zur unredlichen Gleichstellung eines steirischen KPÖ-Politikers mit dem Serben Slobodan Milosevic fand ich die ursprüngliche Formulierung dann wieder:

Denn dieser Region sind gerade wir, als "Kinder des Kalten Krieges", auf komplexe Art verbunden. Statt das zu bearbeiten, tragen wir erneut bei, den "Balkan" zu "kolonisieren", zu benutzen. [LINK]

Ich werde diesem Motiv nun eine eigene Leiste eröffnen, denn es ist im [Balkan-Reflex] nicht ausreichend geeignet untergebracht. Die ersten Skizzen zum meinen Vorstellungen vom "Operetten-Österreich" werde ich noch heraussuchen, sie weisen den Weg zum Thema.

Eine erstaunliche Auffassung war mir eben Auslöser zu dieser nötigen Ausdifferenzierung meiner Themenstrukturen. Im "Stadtjournal Gleisdorf" hat mir ein SPÖ-Politiker eben vorgeführt, daß man ohne wesentliche Impulse aus dem Fach "Staatsbürgerkunde" seine Funktion ganz passabel innehaben kann. Dabei hat es Stadtrat Hans Getto merklich gut gemeint:

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Hört man denn mit dem Erhalt der Staatsbürgerschaft nicht unweigerlich auf, ein "Ausländer" zu sein? Wie kann es dann "Ausländer der zweiten und dritten Generation" geben? Die gibt es natürlich NICHT.

Aber während nun (verkürzt formuliert) in den zwei großen Richtungen des europäischen "Konzeptes Nation" der französische Weg die "Nation" als eine vor allem politische Kategorie verstehen ließ, forcierte man auf dem (romatischen) deutschen Weg dessen Deutung als kulturelle Kategorie. (Damit war Auschwitz vorprogrammiert.)

Nation. Wohlgemerkt! Konzepte! Deutungen! Überdies ein sehr junges Phänomen. Nichts von großer Dauer und tiefer geschichtlicher Dimension. (Selbst Dudelsackblasen hat hierzulande eine längere Tradition als die Idee von der Nation.)

Also kann jemand ruhig in Frankreich geboren sein, französischer Staatsbürger mit französischem Paß, das läßt uns "Kinder des Kalten Krieges" offenbar nicht selbstverständlich annehmen: Oh! Ein Franzose! Es wird Abstammung erwogen, und geltend gemacht, was bei uns Gegenstand des "Ahnenpasses" der Nazi-Ära war:

Generationsfolgen in kultureller Ausdeutung darzustellen und als politisches Argument heranzuziehen. Das hat nichts mit Staatsbürgerschaft in einer modernen Demokratie zu tun ...

[Kinder des Kalten Krieges]

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