4. Mai 2006

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Ob das tatsächlich Bergkräuter aus Anatolien sind, wie die Packung verspricht, kann ich nicht beurteilen. (Diese Kräuter spielten in unserer Station "Langsamkeit: Tee trinken" eine Role.) Ich versuche mir oft vorzustellen, auf welche Art solche Produkte für den Massenmarkt gewonnen werden. Gehen dafür zum Beispiel anatolische Bäuerinnen in die Berge und kommen mit vollen Säcken heim? Rupfen Hirten diese Pflanzen, um sich ein wenig Geld zu erwirtschaften?

Das wäre so ungefähr die Weise, wie uns die Herkunft von "Alpenvollmilchschokolade" erklärt wurde. Ist schon komisch, daß wir uns in dieser wohlhabenden Gegenwart die reichlich verfügbaren Güter so gerne in Bildern aus einer ärmlichen Vergangenheit anpreisen lassen. Wobei "Alpenvollmilchschokolade" in ihrer Realform ein Genußmittel für wohlhabende Leute gewesen ist.

Übrigens! Voll. Ich hab gestern das Wort "Vollfamilie" gelesen. Und bestaunt. Was ist denn da gemeint, wenn eine alleinerziehende Mutter in einer Publikation bekennt, sie sei an der Vorstellung einer "Vollfamilie" gescheitert?

Ist diese ominöse "Vollfamilie" so ein Vater-Mutter-Kind-Konzept? Oder die in meiner Umgebung seit jeher schlampig dahergequasselte "Großfamilie", von der mir kaum wer zu sagen versteht, was das sei? Meinen denn meine Leute damit diese Art der slawischen Zadrugen? Oder vor allem das, was als "Oikos", als "das ganze Haus", nun mal die vorindustrielle Lebensform in vielen Bereichen war? (Um so nebenher dem Begriff "Ökonomie" eine reale Grundlage zu geben.)

Vollfamilie. Liest man österreichische Sozialgeschichte, findet man auf jeden Fall die Vater-Mutter-Kind-Sache nicht als gerade sehr bestimmende Situation über die Jahrhunderte. Was uns als Ideal der Familie verkauft wird, ist ohnehin eine Kreation des wohlhabenden Bürgertums im 19. Jahrhundert. Das sich wiederum stark am Adel orientiert hat.

Wozu mir der Historiker Philippe Aries einfällt. Dessen opulente "Geschichte der Kindheit", schlicht zusammengefaßt, einfach besagt, "Kindheit" sei eine Erfindung des Adels im 17. Jahrhundert. Davor habe man Kinder gar nicht als solche (im heutigen Sinn) betrachtet und verstanden. In den Kreisen meiner Herkunft wurden Kinder auch bis eben nicht gerade solchen Idealen entsprechend behandelt.

Wenn also heute jemand herumplappert, die Familie sei sowas wie die "Keimzelle der Gesellschaft", dann entsteht zumindest im sozialgeschichtlichen Sinn erheblicher Erklärungsbedarf, was damit eigentlich gemeint sein soll.

Cut!

Gestern. Hab ich in Weiz diesen Ratten-Pontiac von erlesener Häßlichkeit erwischt. In dessen Hintergrund man übrigens das vormalige Hammerwerk sieht.

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Das vermutlich ein passables Beispiel abgegeben hätte. Für diese oben erwähnte Art des "ganzen Hauses" in einem frühen industriellen Betrieb. Wo nicht nur Frau und Kinder des Hausherrn, sondern auch seine Arbeitskräfte und Dienstboten dem gemeinsamen Haushalt angehörten. Über die der "pater familias" erhebliche verfügungsgewalt hatte.

Cut!

Nächte Woche. Auf den Tag genau. Nämlich donnerstags. Realisieren wir in Graz eine weitere Station auf dem "CyberTrail". Nämlich "Next Code: Schatten". Wozu unter anderem "mein Dämon Vogeltanz" eine Arbeit beigetragen hat, die dort gezeigt werden wird ...

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18•06