6. Juni 2006

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"Hendlstreichwurst". Ist wohl ein zu Creme verarbeitetes Huhn. Das mich geschmacklich nicht überzeugt hat. Weshalb ich der Hühnercreme in Zukunft widerstehen werde. Vielleicht liegt es an den Zutaten. Die vom Kleingedruckten ausgewiesen werden:

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Najaaa, das ist nicht so streng. Eigentlich ja amüsant. Kulturelle Regelwerke müssen keineswegs derart streng genommen werden. Oder! Wo wird verhandelt, was die Dinge bedeuten? (Am Kühlregal eher nicht, hm?)

Cut!

Was war mir in der Stadt Gleisdorf nun doch verstärkt mitgeteilt worden? Zweierlei:
+) Kultur? Za wos brauch ma des?
+) Homma eh genug.

Gut. Gekauft. Du kannst niemanden gegen den Stand eigener Auffassungen für etwas gewinnen. Außer du setzt auf Keilerei. Das heißt letztlich: Überrumpelung. Kultur. Mit Kräuter. Paßt schon.

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So sah das gestern aus. Als ich aus meiner Küche blickte. (Kultur? Za wos brauch ma des?) Wahrnehmung und Ausdrucksvermögen. Als Grundkompetenzen. Ist schon eine kuriose Vorstellung, deren Prägung vor allem den Werbetextern zu überlassen.

Vom Kunstfeld her gibt es manchen Einwand gegen solche Zustände. Was Demokratie ausmacht, was eine pluralistische Gesellschaft ermöglicht, das gilt als unverzichtbares Fundament einer Demokratie. Daß es grundverschiedene Menschen mit einander aushalten, fällt einem schließlich nicht in den Schoß.

Es muß stets neu erarbeitet werden. In den Amtsstuben der Kommunalpolitik? In den Schreibstuben der Werbeagenturen? Hm! Ich zweifle. Autorin Elfride Jelinek hat die zu leistende Arbeit in einem Aspekt so beschrieben:

log727d.jpg (19426 Byte) (Quelle: "Der Standard") Anlaß dazu war die Kontroverse um Peter Handke. Welche ein Lehrstück der Kolportage ist. Wo unzählige Journalisten zeigen, daß man auf Augenschein und Prüfung von Quellen ruhig verzichten kann.

Da genügen sich viele darin, von anderen abzuschreiben, was man anzunehmen bevorzugt. Und nebenher wird das eigentliche Hauptthema bearbeitet. Das Ringen um Definitionsmacht.

Ich hab gestern geschrieben: "Sympathie? Es geht hier überhaupt nicht um Fragen der Sympathie ..." Zwischen Handke und Milosevic. Handke selbst schrieb und äußerte mehrfach, daß er kein Freund und kein Verehrer des Milosevic sei.

Wenn es nun andere besser wissen, auch recht. Aber: Nennen Sie Ihre Gründe! Bloß behaupten, das genügt nicht. Daß man sich mutmaßlichen Verbrechern nähert, daß ein Autor mit einem Diktator das Gespräch sucht, halte ich nicht für anrüchig.

Im Gegenteil. Es interessiert mich sehr, was Menschen mit ganz unterschiedlichen Intentionen aus der Nähe solcher Herren berichten. Ich will das aus verschiedenen Positionen dargestellt wissen. Wobei mich übrigens sehr erstaunt, daß schon ein Weilchen alles Getöse sich um den toten Milosevic und den aggressiven Handke dreht.

Wer erzählt mir inzwischen etwas über den immer noch (angeblich in Montenegro) untergetauchten Radovan Karadzic? Jenen Serbenführer, der sich in der Belagerung Sarajevos für Journalisten selbst ans Maschinengewehr gestellt haben soll, um zu zeigen, worum es ihm gehe. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, worum es all diesen Leuten gegangen ist.

Ein historisches Beispiel sei erwähnt, ein Buch, das ich SEHR interessant gefunden habe. Milovan Djilas, einst Weggefährte und Stellvertreter von Tito, später im jugoslawischen Knast, hinterließ "Gespräche mit Stalin". Ich möchte auf derlei Bücher nicht verzichten, sie lesen können, was eben nur möglich ist, wenn sich jemand in der Nähe solcher Herren aufgehalten hat ...

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[Zu Peter Handke]

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