9. November 2006

log830a.jpg (30544 Byte)

Meine letzte Reifenpanne liegt mindestens 20 Jahre und ungefähr acht Autos zurück. Bei den großen Kübeln war es einfach, das Reserverad zu finden. Was da IM Kofferraum zu entnehmen ist, findet man bei einem Kleinwagen UNTER dem Kofferraum, also außen. Aber die Schraube zum Entriegeln der Halterung des Reserverades ist IM Kofferraum.

Naja, die eigentlich harte Prüfung lag im Finden des Wagenhebers. Das hat einige Zeit gedauert. Man muß den Konstrukteuren so kompakter Automobile Respekt zollen. Ich wurde in einem kleinen Hohlraum fündig, der mit einem Kunststoffgitter abgedeckt ist. Im Motorraum gelegen, als Gegenstück zu jenem Bereich, in dem der Tank der Scheibenwaschanlage verborgen ist.

Cut!

Da haben wir wieder einen österreichischen Politiker, der am Nazi-Regime was Gutes finden kann und dabei das Thema Autobahnbau anzieht. Wie ich es seit meinen Kindertagen kenne. Die Nazi, jaja, aber die Autobahn ... also: Der steirische FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger im ORF:

"Natürlich hat es gute Seiten am Nationalsozialismus gegeben, nur die hören wir heute alle nicht mehr. Alle lechzten nach Beschäftigung, nach ein bisschen Hoffnung, und als dann der Führer gekommen ist, der dann angefangen hat mit verschiedenen Bauideen, oder Straßenbau - die Autobahnen sind damals entstanden -, das hat den Leuten Hoffnung gegeben. Und ich glaube schon, dass in so einer Situation, wo man wirklich ganz unten ist, die Leute dieses alles dankbar aufnehmen ..." [Quelle]

Zanger, der ein Faible für das Säbelfechten hat, Burschenschaftler nennen das "Pauken", ein Mannbarkeitsathlet der sehr alten Art, man nennt sowas volkstümlich "Hackfresse", sorgt für Kontinuität im vaterländischen Lager. Diese ungebrochene Tradition, den pro-nazistischen Gefolgsleuten öffentlich etwas auszurichten, wird immer auf die gleiche Art inszeniert. Erst posaunt man das Ungeheuerliche aus. Dann relativiert es jemand (Genau der Strache, welcher bei der Konstituierung des neuen Nationalrates mit dem Zeichen der Deutschnationalen, später der illegalen Nazi aufgetreten ist. Siehe Eintrag vom 31.10.06!):

>>"Die klare Verurteilung des Nationalsozialismus und die eindeutige Distanzierung von dieser Ideologie wie von jeder anderen verbrecherischen Weltanschauung steht für die FPÖ völlig außer Frage", stellte FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache heute unmißverständlich klar.<< [Quelle]

Das heißt in Summe: die Botschaft ist draußen, die Medien springen an, die Präsenz des eigentlich bedeutungslosen Mandatars ist aufgewertet, das Relativieren der obszönen Aussage weist die politischen Opponenten zurück, die Legende von den "guten Seiten" der Nazi ist einmal mehr bekräftigt.

Meine Generation ist quasi mit einer Immunität für die Einwände gegen dieser Legendenbildung aufgewachsen. Wir haben dieses "Ja, die Nazi, ABER ..." mit der Muttermilch aufgenommen. Was daran so schlimm sei? Ganz einfach. Es gibt gegenüber den Nazi-Barbaren und ihren Verbrechen kein "aber".

Der Zynismus von Zanger, "Bauideen und Straßenbau" als "gute Gründe" zu nennen, das Geschwätz von den "Hoffnungen", welche die Nazi dem Volk gegeben hätten, wird bloß noch vom Zynismus der Herren Hitler, Speer und Konsorten übertroffen, denen dieses Volk scheißegal gewesen ist. Und das Bauen vor allem ein Weg zur Selbstüberhöhung.

Die Nazi hatten genau EINE herausragende "Qualität": Menschenverachtung. Zitat aus den Erinnerungen von "Star-Architekt" Albert Speer:

log830b.jpg (17635 Byte)

[Wir Kinder des Kalten Krieges]


[kontakt] [reset] [krusche]

45•06