3. April 2007

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Es erweist sich als haltbar. Nun kooperieren also Kulturschaffende quer durch die Region, lassen sich auf gemeinsame Themen und Debatten ein. Gestern haben wir in Pischelsdorf den Prozeß wieder ein Stück vorangebracht. Dabei sagte Philosoph Erwin Fiala (oben rechts, neben Künstler Walter Kratner) an einer Stelle: "Das Zeitalter der Kritik ist vorbei. Kritik ist sinnlos, wenn ich ohne Wahrheits- und Falschheitsinstanzen arbeite."

Und was bedeutet das für den Alltag? Fiala: "Wenn es keinen Wahrheitsbegriff mehr gibt, hilft nicht einmal Zensur dabei, Wahrheit zu verfälschen." Um noch anzufügen: "Da ist ein dramatischer Verlust gemeinsamen Wissens." (Wie verhält sich das Konzept von "Kanon" zur Notwendigkeit "gemeinsamen Wissens"?)

Im Zusammenhang dieses Befundes wird mir schlagartig ein Stück klarer, wo wir in der künstlerischen Praxis erneut anzusetzen haben. Genauer: In den Bedingungen künstlerischer Praxis, die ja selbst, falls man das wünscht, von derlei Funktionen und Aufträgen freigestellt bleiben muß. (Aber ich bin eben nicht bloß Künstler, sondern auch Bürger einer Republik.)

Künstler Richard Frankenberger hat da noch die Frage eingeworfen, wie es wohl einst zu dieser Spezialisierung gekommen sei, daß sich Philosophie als quasi eigener Berufszweig herausgebildet habe. Kratner verwies auf den von banalen Alltagsaufgaben freigestellten Bürger der Polis in der Antike. Immerhin der Günstling einer Sklavengesellschaft, sag ich, der aus dem Vollen lebte, um seinen "Logos" zu pflegen. Während es für mich genau umgekehrt ist, ich muß materielle Einbußen auf mich nehmen, um für derlei "Reflexionsgeschäfte" freigestellt zu sein.

Woran freilich nichts falsch ist, denn ökonomisch betrachtet muß der Verzicht auf die Bewirtschaftung einer Sklavengesellschaft sehr konkret kompensiert werden. Also zum Beispiel durch den Verzicht auf materielle Vorteile. Ich bin gespannt, was wir in diesen Zusammenhängen noch zu klären haben.

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So ist der vaterländische Hace Strache momentan in Gleisdorf ausgestellt. "Zuerst für Österreich" meint also genau ... was? Im Falle dieses Herrn: "Intolerance and hate speech", wie "The International Helsinki Federation for Human Right" in ihrem Jahresbericht über Österreich feststellte. (Siehe den Eintrag vom 29. März!)

Der Mann profitiert von dem, was Fiala, wie oben angedeutet, das "Fehlen gemeinsamer Erfahrungs- und Wissenskontexte" nennt. Diese Art des Trennens von Welten und Menschengruppen in menschlicher Gemeinschaft dürfte eine Grundübung der Menschenverachtung sein, wie sie etwa die Nazi zwar nicht erfunden, aber in ihrem Verbrechensregime perfektioniert haben. Davon zehrt unsere Politik noch heute.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

P.S.:
Was die Situation Intellektueller im ländlichen Raum sehr wesentlich von jener der im städtischen Raum unterscheidet, ist das Zusammen- oder Auseinanderfallen von Zeit und Ort. Im Sinne von: In Graz oder Wien ist es fast egal, ob ich mich heute Abend oder morgen Abend oder diese Woche einmal gar nicht aufraffe, über zehn oder fünfzehn Minuten Fußweg dieses oder jenes meiner Lieblingscafés zu erreichen, die Chance ist sehr groß, daß ich dort jederzeit interessante und inspirierte Menschen treffe, vermutlich auch Freunde.

Im ländlichen Raum könnte ich ein ganzes Jahr so unterwegs sein und verläßlich alle Menschen, die mir wichtig sind, verfehlen. Wir haben hier eine völlig andere Situation, was Fragen der Logistik und der Orte betrifft.

Es müßte eigentlich eine verantwortungsvolle Landeskulturpolitik dazu beitragen, diese "Standortnachteile" zu kompensieren, ich betone: beitragen!, damit das geistige Klima im ländlichen Raum wenigstens eine Aussicht hat, zu jenem in den Städten etwas in Balance zu kommen.

Das Interessante:
Wir haben nun eine erste Etappe geschafft, in der die Lokalpolitik uns genau darin entgegen kommt. Und das innerhalb eines satten Vierteljahres ... Ich hab grade nachgesehen, wann der Stein dazu ins Wasser gefallen ist, um erste Wellen zu schlagen. Anfang Dezember des Vorjahres, da war ich mit Fery aus dem Weinberg noch per Sie ...

Von: "krusche"
An: weizer_solidarregion.at
Betreff: an fery berger
Datum: Donnerstag, 07. Dezember 2006 10:44

guten tag, herr berger!

es ist eher müßig, horst fidlschuster widersprechen zu wollen, da er seit jahren sich nicht aufraffen mag, seine eher abschätzige haltung gegenüber kunstschaffenden an realitäten zu überprüfen, die außerhalb seines fokus liegen.

natürlich gibt es künstler in der region, die zur vernetzung neigen und taugen, überdies auf hohem niveau. ...

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