25. April 2008

„pomale“ Reise III (kunst O.ST)

Finissage in Unterfladnitz
Musik: "grupa kao takua" (Serbien)

Freitag, 25. April 2008, 19:00 Uhr

Nun ist das Festival „pomale“ gelaufen, fast, heute Abend geht es zu Ende. Es war dem Thema „Entschleunigung“ gewidmet. Dazwischen ist ein Teil der Crew im westserbischen Gornji Milanovac gewesen, wo wir bei der dortigen Biennale merklich beschleunigt haben. Die Reise war, wie Fotograf Gerhard Gross konstatierte, ein Roadmovie. Aber nun wieder Gleisdorf:

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Rundfunkjournalistin Ilse Amenitsch und Philosoph Erwin Fiala in der gestrigen Debatte über die Frage "Was ist Kunst?" und ihre Konsequenzen. (Konsequenzen der Kunst? Der Frage? Das wird noch aufzuarbeiten sein! Pomale, pomale!)

Entschleunigung und Tempo. Um den Kontrast noch härter herauszuarbeiten, hätte ich gestern eine Dodge Viper fahren sollen. Die war leider im letzten Moment verkauft worden und daher nicht mehr verfügbar. Sehr zu meinem Kummer, denn das ist sicher eine der brachialsten Maschinen, an die man bei uns Nummerntafeln schrauben darf. Nicht daß ich ohne sowas am Leben verzweifeln würde, aber die kindische Seite in mir flüstert, man solle solche Erfahrungen haben. (Ich war schon öfter mit einem lächelnden Dämon unterwegs, manchmal zu meinem Schaden.)

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Allerdings habe ich Ersatz bekommen, der keineswegs zu verachten ist, wenn auch nicht ganz so sexy wie die Viper. Ein Porsche Carrera im „pomale“-Test, das hat einigen Charme. Gut, unbestritten, das ist ein Fahrzeug aus der vernunftfreien Zone. Ich nehme dazu keine Einwände entgegen. Statt dessen wende ich mich sofort wieder der Kunst zu.

Darvishi Darvish, ein freundlicher Afghane, der uns nicht hatte begleiten dürfen, weil sein Flüchtlingsstatus das verbietet, war in Gornji Milanovac mit einem Preis bedacht worden. Er schrieb gestern:

>>Freue mich über Annerkennung und versuche in der Afghanischen Zeitung meinen Erfolg zu verkünden. Danke an euch alle mit lieben Grüßen und ich lade euch gerne auf einen Afghanischen Tee mit Hochzeitsmandeln ein. Da ich in einem LAger arbeite lade ich an einem Samstag ein.<<

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Es waren nicht nur Arbeiten in den Südosten gebracht worden. Es entstanden auch unterwegs permanent Situationen wie Werke. Kleine Ensemble, große Verhältnisse, Relationen, Geflechte, die für wenige Augenblicke bestanden, um zu verfliegen. Manchens auch bleibend. Die Eicheln hatte ILA aus der Tasche gezogen. Was das mit Marschall Tito, John Lennon und Yoko Ono zu tun hat, wird noch zu erzählen sein.

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Wir waren in eine Bergbaugegend gekommen. Das Denkmal in Rudnik weist darauf hin, wie gefährlich und zermürbend diese Arbeit ist. Merkwürdige Kontraste. Wenn einer auf so großer Flamme brennt wie ILA, wo ich mir nicht vorstellen kann, wie das für ein langes Leben reichen soll. Angesicht zu Angesicht: Da kreuzten sich die Spuren mit einem alten Serben oder einem Serben, der eigentlich kaum älter ist als ich, aber vom Leben geschunden, wer weiß das schon genauer und wir wäre da zu fragen? Dann bleibt auf jeden Fall das klar, was an keiner Sprachbarriere feststeckt, um es zu erahnen: Die wunden Herzen.

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[>>idem na divan<<]

Nachsatz:
Hier sitzt hinter Gleisdorfs Kulturreferent Hannes Felgitsch der Serbe Dragan Protic von der Gruppe "Skart". Er wird nicht nur mit seiner "grupa kao takua" heute den Abschlußabend des Festivals "pomale" mittragen. Die Anwesenheit der Leute ist schon ein Stück Praxis des Projektes "next code: exit", unser heuriger Beitrag zum Festival "steirischer herbst". Ich darf also, mit Verlaub, wiederholen: Provinz war gestern!

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17•08