2. Februar 2009

Das war eine sehr erstaunliche Session. Die Kulturkonferenz, zu der vergangenen Donnerstag Leute von so unterschiedlichen Feldern und auch aus (von hier aus) entlegenen Teilen der Steiermark zusammenfanden. [Die Dokumentation]

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Ebenso bemerkenswert: Alexandra Weitzer hat sich diesen sehr komplexen Brocken äußerst gründlich vorgenommen und in der "Kleinen Zeitung" einen ebenso präzisen wie detailgenauen Bericht vorgelegt: [link]

Ich halte das deshalb für erwähnenswert, weil wir nicht gerade davon verwöhnt sind, daß sich in den Regionen die journalistische Branche der Gegenwartskunst und ihren Bedingungen engagiert annimmt.

Regionen. Und "Das Zentrum". Also Graz. Wie verhält sich das zu einander? Verkehrs- und Kommunikationstechnologien lassen uns manche Standortnachteile locker kompensieren. Es wäre ja nicht sehr plausibel, so hoch budgetierte Infrastruktur und deren Programme, wie sie etwa im "Kunsthaus Graz" sich ausdrücken, auch beliebig in den Peripherien zu errichten.

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Ich habe mir dort, im "Kunsthaus", gerade Diana Thaters "gorillagorillagorilla" angesehen. Die Gelegenheit, eine so ambitionierte Installationen in einem derart großen Raum zu erleben, wo auch die nötige Technologie verfügbar ist, gefällt mir natürlich sehr. Was sich auf dem oberen Foto zeigt, überspannt sicher mehr als zwei übliche Hausetagen. In solchen Arbeiten bündeln sich bei der Umsetzung auch Aspekte des Theaters und der Architektur, versierte High Tech-Anwendungen sowieso; komplexe Prozesse sind dem überdies vorausgegangen.

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Man muß drinnen stehn, um eine Vorstellung zu bekommen, wovon hier die Rede ist. Das gilt übrigens auch für das im Hause befindliche "Medienkunstlabor", wo der Schweizer Jan Schacher ("Jasch") eben seine Installation "Codespace" zeigt. Raum, Sounds, Visuelles und ein "Reactable", also eine "taktile Oberfläche", über die man auf die gesamte Situation verändernd zugreifen kann.

Wir haben in der sogenannten "Provinz" keine Budgets, um solche Projekte zu realisieren. Es ist, so gesehen, einfach wirtschaftlicher, dafür gelegentlich nach Graz zu fahren. Ich hatte nun vor allem mit Schacher ein paar sehr anregende Gespräche, aus denen ich aktuell etliche Impulse beziehen konnte.

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Hier Schacher (rechts) neben seinem Fachkollegen, dem Elektronikmusiker Winfried Ritsch. Mein Gedankengang handelt also davon, daß wir in der Peripherie, jenseits von Graz, manche Möglichkeiten nicht anstreben werden, weil die dafür nötigen Mittel wohl im Landeszentrum verfügbar sind, bei uns aber aus vielen Gründen nicht so ohne weiteres zu rechtfertigen wären. (So gesehen bin ich für eine Art "Teilzentralismus", der allerdings in seinen praktischen Schritten laufend zu verhandeln wäre.)

Doch es steht uns frei, von dort nützliche Impulse mitzunehmen und die Schlüsse daraus in der "Provinz" adäquat umzusetzen. (Ich schwanke immer noch, ob wir hier das Wort "Provinz" verwerfen oder aufgreifen und umdeuten sollen.)

Mir behagt die Vorstellung, daß unser "Diskurs- und Erfahrungsraum" ein so großer sein kann, potenziell unbegrenzt, weil wir ihn ja durch Telepräsenz via Medienanwendungen beliebig erweitern können. Unser HANDLUNGSRAUM ist -- im Gegensatz dazu--, wo es um hohe Intensität geht, ein sehr viel kleinerer, ist fast überwiegend physisch geprägt, definiert.

Aber das REISEN ist nicht nur uns "Land-Eiern" empfohlen. Dazu müssen sich auch die "Zentrums-Leute" stets wieder aufraffen. Denn die Stubenhockerei killt den Geist in Zentrum und Provinz gleichermaßen. ("Stubenhocker" dürfte eine einigermaßen treffende Übersetzung für das altgriechische Wort "Idiotes" sein.)

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Man muß natürlich unterwegs sein, um Überraschungen zu erleben. Wie etwa das entzückende Grazer Café "Formula uno", in dem die Herren Jochen Rindt und Niki Lauda in hohen Ehren gehalten werden, wo einem Karl, der Wirt, ein Mann meiner Generation, zu später Stunde und zu gut gekühltem Gösser-Bier eine erlesene Rarität vorspielt: Jenes vergesse Lied, das Udo Jürgens dem legendären Jochen Rindt gesungen hat, von dem ich bis eben nichts gewußt habe.

Dezember 2006

Dattelsirup auf Toast mit Butter

[Hinfällige Notizen] [***]


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6•09