11. Februar 2009

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Hundert Jahre Technologie- und Sozialgeschichte im Schnelldurchlauf. Die trivialen Mythen, das Notwendige, das Nützliche und das Schrille ... wie etwa der Hot Rod, den man hier zur Linken sieht. Ein Willys Coupé aus den 1940er-Jahren mit mächtigem V8-Triebwerk, dessen "Atemorgan", ein dicker Kompressor, hoch aufragt. Und rechts jene Art des Jaguar Roadsters, in dem ich live schon das Vergnügen hatte. (Siehe den Eintrag vom 6. August 2008 !) Ab morgen wird diese Ausstellung zugänglich sein: [link]

Cut!

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Ein anderes Motiv von den Grazer Straßen; ich hab das Thema gestern angerissen: Wer darf die Oberflächen des öffentlichen Raumes unter welchen Bedingungen mit welchen Inhalten bespielen?

Ich mag derlei graphisch reduzierte Sujets, die mit Augenzwinkern daher kommen, sehr gerne. Da werkt eine fröhliche Community im Bauch des Urbanen und antwortet konsequent auf diese wachsende Entpolitisierung des öffentlichen Raumes, was meint: Immer mehr und mehr besetzen private Companies die Flächen des vormals öffentlichen Raumes mit ihren kommerziellen Inhalten.

Besonders kraß ist das in manchen Metropolen, wo kommerzielle Unternehmen die Umgebung der Menschen mit Inhalten bespielen, die man in deren Leben so gut wie gar nicht finden kann, weil ihnen schlicht die materiellen Mittel und engtsprechenden Zugänge fehlen. (Wenn man von winzigen, finanziell sehr gut gestellten Gruppen absieht.)

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Hier ein Beispiel aus Bukarest, dessen "Außenhaut" eine Welt propagiert, zu der die meisten Menschen dort keinen Zutritt haben. Das betrifft freilich nicht bloß sogenannte "Reformstaaten", sondern natürlich auch das wohlhabende Österreich. Aber wir bestätigen uns selbst gerne den Status der Wohlhabenheit, indem wir andere Länder konsequent als ärmere "Peripherie" ausweisen.

Ich habe das kürzlich mit den Kunstschafffenden Walter Kratner und Linda M. Schwarz debattiert. Als wir unsere "Bukarest-Idee" neu aufzurollen begannen. Schein und Sein als ein Spannungsfeld der Elitenbildung bei gleichzeitiger sozialer Ausgrenzung von Bevölkerungsteilen, die als "inferior" behauptet werden. Im Sinne von: "Wir haben verdient, was wir haben, weil wir so tüchtig sind. Die haben erhalten, was sie verdienen, weil sie so untüchtig sind."

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Elektronikmusiker Winfried Ritsch hat das bei unbserem vorgestrigen Plauderstündchen so ausgedrückt: "Diese Wirtschaftskrise ist die größte Umverteilungsaktion von Arm zu Reich in der bisherigen Menschheitsgeschichte."

Ich teile seine Einschätzung. Regierungen investieren Milliarden über Milliarden an Steuergeldern, um jene Löcher zu stopfen, die gerade von Profithaien gerissen wurden, damit nicht ganze Volkswirtschaften völlig zusammenbrechen. Ich denke, noch nie zuvor wurden Republiken so umfassend ausgeplündert. Es dürfte einer der größten Coups dieser Art seit Dschingis Khan und Adolf Hitler sein. (Genau! Die Nazi waren eine Räuberbande, die ein großes "Pyramidenspiel" abgezogen haben, um ihre Gefolgsleute zu belohnen und bei der Stange zu halten.)

Und ich hab hier in der Region einige Herzchen am Halse, Leute vom Kunstfeld, die über den Mangel an Harmonie jammern, die sich an eigenen Kompetenzmängeln entzünden, um in Widerstand zu ... zu was eigentlich zu gehen? Aber das ist fast eine andere Geschichte. Nein, natürlich nicht.

Ich saß sonntags mit so einem Herzchen an einem Tisch, um unter anderem zu hören: "Politik und Verwaltung, das ist eh alles Eines ..." Was für ein Quatsch! Was für ein Spießer-Karaoke!

Aber wenn selbst jene, die sich für eine gesellschaftliche "Reflexions-Avantgarde" halten, die Instanzen einer Demokratie nicht mehr ernst zu nehmen gedenken, wenn solche Herzchen nicht mehr sehen können, was hier die Randgebiete des Prinzips der "Gewaltentrennung" sind, und daß wir, genau: WIR, jede und jeder von uns!, sehr viel dazu tun können, solche Grundstrukturen einer Demokratie eher zu stärken oder eher zu schwächen, dann wird es schwer sein, dieser Demokratie den Rücken zu stärken ... was sie wahrlich dringend braucht, die Demokratie.

Statt dessen aber kriege ich die Ohren vollgejammert mit Befindlichkeitsprosa, esoterischem Obskurantismus und allerhand Wehleidigkeiten, die letztlich nur davon handeln: Ich! Weil: Ich! Und ich!

Naja, das gehört freilich zum Wesen einer Demokratie: Man darf auch ein Herzchen sein, das sich aus allem rausredet und weiter von einer wohligen Existenz im Nähkästchen träumt. Die Tyrannis hat ziemlich bunte Steigbügelhalter ...

Februar 1998

Ränder zwischen Prognosen und Prophezeiungen verwischen.

[Hinfällige Notizen] [***]


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7•09