27. Dezember 2009

Gestern ein Samstag wie ein Sonntag, was ist daher nun der Sonntag? Ich hab so meine Stereotypen intus. Montagsgefühl, Mittwochsgefühl etc. Ich bin kein Freund von Sonntagen. Dieser Samstag-Sonntag hat mir aber nun einen kuriosen Fund aus der trivialen Ecke beschert.

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Das Auto ist eine ganz unspektakuläre Rarität, verzichtet auf einen großspurigen Auftritt. Ich hab das 929er-Coupé von Mazda noch nie zuvor live gesehen. Es war Mitte der 1980er-Jahre auf dem deutschen Markt präsent und scheint mir stilistisch mit der Celica Supra aus der ersten Hälfte der 80er verwandt.

Kleidung und Automobile als Statements. Die Außenhaut der Selbstdarstellung. Aber auch, was das alles mit Rändern des Kunstfeldes verbindet, diese Medien und Fetische als Anlässe für Wahrnehmungserfahrungen.

Da ich im gestrigen Eintrag die Keks-Geschichte erwähnt habe, auch das ein Ausdruck des Ringens um eine handhabbare Balance der Zusammenhänge. Die Alltagskultur, das Kunsthandwerkliche und die Gegenwartskunst stehen für mich nicht nur in Verbindung, sondern in erheblichen Wechselwirkungen.

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Wahrnehmungserfahrungen. Das ist der Angelpunkt. Das hat sehr wesentlich mit dem Abenteuer der Selbstwahrnehmung zu tun. "Aisthesis" hat als Gegenteil die "Anaisthesis", die Anästhesie, also Betäubung.

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Unser Keks-Symposion war in genau diesen Übergangsbereichb gesetzt, wo es zwischen den Genres Verzahnungen gibt. Das muß ganz leicht sein können. Unbeschwertheit ist eine wichtige Kategorie.

["in medias keks": doku]

An anderer Stelle geht es dann durchaus zur Sache ... der Kunst. Aber was IST die Sache der Kunst? Und was ist Kunst? Philosoph Georg W. Bertram verweist auf den Amerikaner Nelson Goodmann mit der Empfehlung, nicht mehr nach dem "Was ist?" zu fragen, statt dessen "WANN ist Kunst?" Das ist eine Frage nach Bedingungen und Zusammenhängen, statt nach einem Gegenstand.

Ich habe in diesem 2009er-Jahr viel gehört, was Kunstschaffende in der Region für Anliegen und Ansprüche zu äußern geneigt sind. Dabei wären nun vor allem der Politik und der Verwaltung gegenüber, aber auch den Medienleuten gegenüber einige klare Auffassungen darzulegen.

Wir haben mit dem "Mezblog" eine Art Diskursebene eingezogen, wo die Sache der Kunst verhandelt wird. Was sind denn die Kriterien und Grundlagen, auf die wir unsere Ansprüche stützen? Allerhand Klärungsbedarf!

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Wir behandeln solche Fragen nicht bloß auf akademischer Ebene. Kunsthistorikerin Mirjana Selakov hat für unsere Debatte mit dem kroatischen Autor Nenad Popovic (siehe next code: log #221!) gerade folgende Zeilen formuliert:

>>[...] Was kann Kunst in solcher Situation in einer Gesellschaft leisten? Sie muss nicht unbedingt die Zusammenhänge klären. Kunst kann die Möglichkeiten der virtuellen Sprache nützen, sie kann die "fatale Mimesis" der Gegenwart sein, sie kann alle gesellschaftlichen und psychologischen Anomalien konzeptuell in ihre Welt aufnehmen. So wird die Kunst zu einer KUNST DER GEFAHR (Sloterdijk), als Gegenteil zu dem, was wir uns in der Gesellschaft wünschen: Die POLITIK DER SICHERHEIT. [...]<<

Ich darf daran erinnern, daß es bloß etwas mehr als ein Jahr her ist, da hatten wir auf dem Weg zu Wahlen in Österreich einen erstaunlichen Betrug an der Öffentlichkeit erlebt. Obwohl die Professionals bescheid wissen MUSSTEN, da zu der Zeit die schlimmste Weltwirtschaftskrise seit 1929 auf uns zurollte, die kam gewiß nicht aus dem Blauen, war im ganzen Wahlkampf keine Rede davon. Die "Politik der Sicherheit" als Simulation, Karaoke, Augenauswischerei ...

Ich bin so frei, den Anspruch zu äußern: Unsere Kunstpraxis ist dagegen einem anderen Umgang mit unserem Leben gewidmet ...


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