| 8. Jänner 2010 
 Entlegene Kammern und endlose Felder. Das
        war alles nun ein Geschehen auf völlig anderem Terrain als dem mir vertrauten. Nach den
        Frühlingstagen ein Wintereinbruch. Freunde im Süden. Die Kunst und die kommenden Jahre. 
 Das Zentrum von Sombor hat Züge von
        Altösterreich. Tafeln zeigen Straßen- und Platznamen dreifach: Serbisch in Latinica und
        Cyrilica, dann noch in Ungarisch. Die serbische Vojvodina hat einen starken ungarischen
        Anteil an Menschen, ist politisch eine Konsequenz von 1848. Aber das spielt heute nur eine
        sehr geringe Rolle. Der Sezessionskrieg Jugoslawiens hat alle Strukturen und
        Gemeinschaften erschüttert, teils zerrüttet. 
 Das gilt gewissermaßen auch für die "Matica
        Srpska". Die bedeutendste Bibliothek Serbiens, deren Grundlagen schon vor
        geraumer Zeit vom Staat übernommen worden waren, was sich während des Krieges nicht
        gerade vorteilhaft ausgewirkt hat. Die "Matica Srpska" wurde
        übrigens von wohlhabenden serbischen Honoratioren in Pest gegründet, hatte also ihre
        erste Präsenz in Ungarn. Mich verbindet mit dem Haus vor allem der dort tätige Slawist
        Rasa Doderovic. 
 Rasa, hier auf dem Foto mit Kunsthistorikerin
        Mirjana Selakov, hat uns die Geschichte des Hauses erzählt. An anderen Plätzen: Unsere
        Debatten über den Stand der Dinge Europas, über historische Hintergründe und mögliche
        Zukunftsperspektiven sind wesentliche Grundlagen für mein "Balkan-Büro",
        das nun als konstituiert gilt. Genau genommen war es Rasa, der mir sozusagen den
        letzten Impuls gab, durch den inzwischen meine "mobile Kanzlei" mit ihrer klaren
        Widmung an den Südosten so greifbar geworden ist. Das Kanzleischild liegt bereit. Eine
        erste Markierung dazu hatte ich am Vorabend des 2010er-Jahres schon in der "ART
        klinika" in Novi Sad angebracht. 
 Das handliche Strohbüschel wird als materielle
        Metapher in mehreren Abschnitten und an verschiedenen Orten eine Rolle spielen. Das sind
        Aspekte der Kunst und der Diskurse. Wir sind in diesen Tagen aber auch in die anderen der "Vier
        Genres" [link] hineingegangen. Zur Erinnerung, ich habe für "kunst
        ost" vier Felder in einen Zusammenhang gestellt: Alltagskultur, Voluntary Arts,
        Kunsthandwerk und Gegenwartskunst. Wie das praktisch funktioniert und warum die vier
        Genres NICHT hierarchisch (vertikal) zu einander angeordnet sind, sondern komplementär,
        also HORIZONTAL gelagert, habe ich an einem konkreten Beispiel darzustellen begonnen.
        Durch eine detaillierte Schilderung des 1. Jänner 2010, seiner Verlaufs mit den Personen,
        die uns dabei begleitet haben. Die ersten Teile davon befinden sich auf dem neuen "mezblog": "freitag, der 1.
        jänner 2010" [part
        #1] [part #2] [part #3] [part #4] [part #5] 
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