7. April 2010

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Da staunte ich nicht schlecht. Als ich nun Post aus den letzten Tagen durchsah, war dieses Brieflein darunter, auf dem mir mein "persönlicher Rosenkranz" avisiert wurde. Der war fühlbar dieser Post schon beigelegt. Die "Mutter Teresa Kinderhilfe" hatte folglich hunderte oder mutmaßlich tausende Stücke beschafft.

Von kleinen indischen Kinderhänden gefertigt? In Chinas Fabriken preiswert heruntergestanzt? Na, Sie merken schon, an meiner Einstellung gegenüber Glaubensdingen wäre noch zu arbeiten.

Ich finde diese umfassende Verschnöselung ärgerlich; daß immer mehr Instanzen der Gesellschaft Strategien aus den Werbeagenturen beziehen, um ihre Angelegenheiten voranzubringen.

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Man versichert mir gelegentlich, dies sei nötig, um überhaupt noch Menschen zu erreichen. Naja, solcher Logik folgend wäre absolut jedes Mittel recht. Heuer war mir Ostern als das vermutlich wichtigste Fest der Christenheit ohnehin eine nachhaltige Lektion, wo diese "Wertegemeinschaft" steht, wenn man sich an der Chefetage der Firma orientieren wollte.

Falls die Erinnerung an den Tod Christi als zentrales Ereignis seiner Mission, nämlich sich FÜR die Menschheit zu opfern und genau damit etwas zu vollbringen ("Es ist vollbracht!"), darauf hinweisen mag, daß Christin oder Christ sein sich vor allem in der "Nachfolge Christi" zeigt, dann hat die vatikanische Chef-Partie zum Ostersegen des römischen Bischofs gerade äußerst anschaulich in die Vollen gehauen.

Der Kapuziner Raniero Cantalamessa, prominent genug, um eine individuelle Website zu führen [link], hat offenbar so wohlmeinende Freunde, wie der Krone-Chef Dichand über wohlmeindende Leserbriefschreiber verfügt.

Sehr praktisch, wenn einem die dann solche Aussagen zuspielen. Angeblich! Der hochrangige Kleriker fühlt also ob des wachsenden Skandales um Gewalttätigkeiten von katholischen Klerikern eine brennende Backe und denkt nicht daran, auch die andere Backe darzubieten, um zu demonstrieren, was eine angemessene Haltung sein könnte, sondern er schlägt zurück.

Er assoziiert die unangenehme Situation implizit aber lauthals mit der Schoah. (Quelle: "Kleine Zeitung")

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Und das namens der Institution, die in der Welt völlig singulär dasteht in ihrer Jahrtausendkontinuität des Antisemitismus, denn wenn eine Gemeinschaft eine so tief in die Vergangenheit hineinreichende Geschichte hat, das Judentum anzugreifen, dann eben diese Kirche. Was fehlt nun noch? Genau:

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Das ist mir keine Überraschung. (Quelle: "Kronen Zeitung") Der Modus ist offenbar Basisausstattung einer patriarchalen Kultur. Warum könnte ich das sonst kennen? So erlebt man es als kleines Kind, wenn man der Gewalttätigkeit Erwachsener ausgesetzt wird. So geschieht es dann auch auf internationalem Niveau. Es ist offenbar durchgängiger Standard. Jene, die beschämt schweigen sollten, um die Luft zu sparen, die nötig sein wird, Mißstände zu ordnen, werden gegenüber jenen laut, die sich über diese Mißstände empören.

Man wird in dieser oder jener Form zu hören bekommen, dies seien individuelle Entgleisungen, dürfe nicht der Firma angelastet werden. Wir kennen das im kleinere Format, etwa aus den Erfahrungen mit Jörg Haider. Ist das Infame erst einmal gesagt, medial verbreitet, kann es ruhig dementiert werden, es bleibt genug davon an Wirkung erhalten, es gebiert "Legitimität", auch wenn es dementiert wurde.

Kurz, das hätte gar nicht erst geschehen dürfen. Da es aber geschehen ist, sehen wir, wo der Vatikan tatsächlich steht, ganz egal, welche Flötentöne sonst noch angestimmt werden mögen. Darin drückt sich ein schwer überbietbarer Grad an Verkommenheit aus.


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14•10