28. August 2010

Ich werde wohl nie einen Ferrari in meiner Garage stehen haben. Es fehlt mir sogar an der Garage. Wie müßte wohl das Haus ausfallen, um eine angemessene Garage zu bergen? Denn darin hätte noch wenigstens ein Fahrzeug für alltägliche Erledigungen Platz zu finden. Mit dem Ferrari zum Baumarkt, das wäre ja keine naheliegende Option.

Ich habe in meinem Projekt-Logbuch [link] eben skizziert, wo ein Teil meiner Familie herkommt und was da an sozialem Bodengewinn machbar gewesen ist.

Es hat in Österreich innerhalb sehr kurzer Zeit einen unglaublichen Sprung bei den verfügbaren Ressourcen gegeben. Essen, sauberes Wasser, Wohnraum und Energie waren nie davor so reichlich greifbar gewesen.

Wir reden freilich nicht gerne darüber, daß dieses Level teils auf Kosten anderer erreicht wurde und auf keinen Fall allen Menschen auf der Welt zugestanden wird. Dafür reichte nämlich nicht, was der Planet herzugeben vermag. Deshalb muß die Verteilungsfrage ideologisch bemäntelt, verschleiert werden.

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Das ist die Hauptquelle der zunehmenden Debatten über "Sozialschmarotzer", "Asylmißbraucher", "faule Südländer" und ähnliche Diffamierungen. Freilich könnten wir ganz unaufgeregt über die Vielfalt an Kriminalität sprechen, der sich ein stabiler Staat mit wehrhafter Demokratie stellen muß. Akteurinnen und Akteure solcher Machenschaften gibt es in allen Milieus, innerhalb und außerhalb des Landes. Wie sagte Milaim Avdiu, mit dem ich im Kosovo anregende Stunden verbracht hatte? "In jedem Wald gibt es Wölfe."

Mit dem vaterländischen Zahntechniker, der mich im vorigen Eintrag beschäftigt hat, teile ich etwas. Er wird vermutlich auch nie einen Ferrari in der Garage stehen haben. Dafür hätte er es schon zum Zahnarzt bringen müssen, überdies zu einem, der über außergewöhnliche Geschäftstüchtigkeit verfügt. Aber so wird das wohl nichts. Gut, die Politik bietet ein paar Optionen, da möchte sich dann wenigstens ein satter Audi ausgehen.

Straches viel begabterer Vorläufer fuhr Porsche und VW Phaeton. Aber der war, dank einer Erbschaft an vormals arisierten Ländereien, ein recht wohlhabender Mann. Solche Segnungen sind Strache versagt geblieben. Also bewirtschaftet er die Menschenverachtung.

In einem Spielfilm, möglicherweise in einem von Guy Richie, hörte ich einen Mann sagen, die Habgier sei die einzige Schlange, die sich nicht betören ließe. Aufstiegsgeschichen. Ich habe, wie oben angedeutet, den Lebensstandard meines Großvaters um ein Vielfaches übertroffen. Meine Wohnung ist mehr als doppelt so groß wie seine, stets steht ein Auto vor dem Haus etc.

Ich zähle dennoch keineswegs zu den wohlhabenden Leuten. Heuer hab ich allerhand ärmere Leute gesehen. In Bosnien, Serbien, im Kosovo, in Albanien ... und während die Vaterländischen uns empfehlen, diesen Teil Europas abzuriegeln, abzutrennen, uns diese Armut vom Hals zu schaffen, reden sachkundige Leute von ganz anderen Dingen.

Etwa darüber, wie ein reiches Deutschland seine Situation auf Kosten andere EU-Länder laufend verbessert, was in den Nachrichten oft nur so beiläufig thematisiert wird.

Hainer Flassbeck, Chef-Ökonom der UN-Handesldelegation, hat dazu einiges dargelegt, was uns die Vaterländischen ausgerechnet nicht erzählen. (Quelle: "profil")

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Das können sich ja manche Leute nicht recht vorstellen, weil viel in diesen simplen Bildern gedacht wird, hier seien die Fleißigen und Anständigen, da die Faulen und Kriminellen. Ist man im falschen Eck der Welt zuhause, können einem allerdings viele Tugenden nichts nützen.

Flassbeck streicht einen wesentlichen Aspekt heraus. Es betrifft die Frage, was Länder selbst produzieren und verkaufen können, was sie einführen müssen, ob also das Geld ihrer Bürgerinnen und Bürger ausreichend in die eigene Wirtschaft fließt oder aus dem Lande verschwindet.

Wir kennen das im Kleinen. Entfalten Kaufkraft, Steueraufkommen etc. ihre Wirkung ausreichend in der Region, wo ich lebe?

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Oder fließen die Gelder ab und füttern anderen Standorte, Lebensräume? Denn die Menschen folgen stets dem Geld, was meint: den Einkommensmöglichkeiten. Das war nie anders. Daraus folgt auch, daß wir mit dem Diffamieren von Menschen, die nicht im Lande geboren sind, keinerlei wirtschaftliche und soziale Probleme lösen. Genau das ist ein Hauptproblem mit den Vaterländischen. Sie lösen keine wirtschaftlichen und sozialen Probleme. Das ganze 20. Jahrhundert legt davon Zeugnis ab.

Die Nazi und ihre Gefolgschaft, Großmeister im Erzeugen dieses Problems, haben sich ausschließlich durch die Beraubung anderer eine Weile halten können. Das hat viele Leben gekostet. Darauf läuft diese vaterländische Anmaßung letztlich hinaus ...


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