5. August 2011

Ich hatte gestern erneut in St. Lambrecht zu tun. Gerade an solchen Orten erstaunt mich immer wieder, wie sich Ideen, eine komplette Weltsicht, in Bauwerken und deren Anordnung ausdrücken.

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Das ist natürlich im Kern keine harmlose Geschichte. Wir haben heute in diesem wohlhabenden Land keine allgemeinen Vorstellungen mehr, wie in unsicheren Zeiten Inseln der Macht zu Zonen des ökonomischen und kulturellen Bestandes wurden; selbstverständlich auf Kosten vieler.

Damals waren diese Verhältnisse, wie angedeutet, auch architektonisch sichtbar. Heute ist das alles viel diffuser geordnet. Es fällt uns wesentlich schwerer, Machtkonstruktionen zu sehen, zu durchschauen.

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Dieses Diffuse zeigt sich unter anderem auch darin, wie ausdauernd unsere Vaterländischen die heimische Justiz desavouieren, wenn etwa, wie hier gerade, Korruption zur Debatte steht. (Quelle: "Kronen Zeitung") Es ist ja ein verheerendes Signal, daß politische Eliten der Bevölkerung solche Botschaften zustellen. Das leistet genau jene Gruppe von adrett aufgemachten "Feschisten", die auch jahrelang den Verfassungsgerichtshof verhöhnt hat.

Das eigentlich Beunruhigende liegt dann aber im Verhalten derer Gefolgsleute, die gerade deutlich demonstrieren, daß sie lieber Untertanen, denn Staatsbürger sind, indem sie ihrer quasi Herrschaft einigermaßen ergeben anhängen, anstatt deren Verhalten in Frage zu stellen. Da hat also die Demokratie noch mühsame Wege vor sich, auf denen sie Unterstützung braucht.

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Ich mag es sehr, ganz unmittelbar mit Politik und Verwaltung verhandeln zu können, welche Schwerpunkte auf welchem Wege bearbeitet werden sollten. Auf dem Foto sieht man in der Mitte Landeskulturreferent Christian Buchmann, flankiert von Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Star (links) und Kulturreferent Alois Reisenhofer, als Teil einer größeren Runde, die ich mir an einen Tisch gewünscht hatte, um kulturpolitische Optionen zu debattieren. (Siehe dazu die Notiz bei "kunst ost"!)

Es ist eine anspruchsvolle Übung, aus dem bloßen Verfolgen von Partikularinteressen herauszukommen und ein größeres Ganzes anzugehen, ohne dabei zu verleugnen, daß ich als kultureller Freelancer natürlich auf unsicherem Boden stehe, also mein Eigeninteresse stets im Auge behalten muß.

Wir versuchen hier, von Gleisdorf ausgehend, ein paar Verfahrensweisen zu erproben, die dem Landesrat, wie zu sehen war, gut einleuchten, für die wir uns aber in der Praxis noch eine Menge Konsens mit jenen erarbeiten müssen, die wir uns als Kooperationspartner für diesen Modus wünschen.

Aber kurz zurück zu meiner gestrigen Fahrt, bei der ich nur einen Teil über die Autobahn gemacht habe, denn ich liebe die Wege über die Dörfer. Ich denke, in Scheifling ist dieser Rest eines frühen "Kraftwerkes"zu sehen.

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Noch bevor Dampfmaschinen allgemein verfügbar waren, ist das eine leistungsfähige Kraftquelle gewesen. Mühlen und Hämmer konnten auf diesem Weg mit Wasser zu einer enormen Leistungssteigerung gebracht werden. Ich denke mir manchmal angesichts solcher Artefakte aus einer versunkenen Zeit, wie bald wir auf solche Technologien und das Know how im Umgang damit wieder angewiesen sein könnten.

 

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