7. Jänner 2012

Die Orthodoxie zu Gast im Haus der Katholiken. Die Kirche auf dem Grazer Zentralfriedhof barg gestern eine Ikonostase. Damit wird der Altarraum vom restlichen Kirchenschiff getrennt. Orthodoxe Priester haben einen ganz anderen Job als die Lateiner.

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Gestern wurde dort die Taufe Christi gefeiert. Die oströmische Seite rechnet nach dem Kalender des Julius Cäsar. Weihnachten und Neujahr liegen demnach immer noch vor den serbischen Leuten, wenn wir das schon abgfeiert haben.

Diese symbolträchtige Finsternis auf dem Weg zwischen Friedhofsvorplatz und Kirchentor. Auf diesem Gang über gepflasterten Boden ist niemand zu erkennen. Nur Stimmenklang. Die serbischen Leute aus Bosnien klingen anders als die übrigen. Aber ich bin mir keinesfalls sicher im Unterscheiden solcher Nuancen.

Wie merkwürdig sich vorzustellen, daß die einstige Trennung von Westrom und Ostrom auf diese Art immer noch präsent ist. Ein kultureller Kontrast, mit dem dieses Europa keineswegs im Reinen ist, mit neuen Kontroversen unterfüttert. Wie etwa durch jene Leugner von Kriegsverbrechen auf dem Balkan, welche kürzlich bei uns aufgetaucht sind: [link]

Dieses ausdauernde Ringen um einander ausschließende Positionen. Ein im Grunde furchterregendes Kräftespiel. In Österreich sind derlei Kräftespiele auf ganz andere Ebenen verlagert. Da staune ich ausdauernd, wie sich Günstlinge auf dem Galcis aktueller Eliten formieren, zurechtstellen; auch die Sozialdemokratie hat inzwischen jeden Rest an historisch überlieferter Reputation verspielt.

Daß ein "Niko Pelinka" einen gut dotierten ORF-Job schon hat, bevor überhaupt die Bewerbungsfrist abgelaufen ist, zeigt so unglaubliche Chuzpe, da war ich auf Anhieb völlig sprachlos. Das ist dann bei näherer Betrachtung auf niederschmetternde Art lustig:

>>"News"-Chefredakteur Peter Pelinka weist eine Einflussnahme in der Berichterstattung zur ORF-Affäre um seinen Sohn Niko Pelinka von sich. Onkel und Politikwissenschaftler Anton Pelinka wettert in der "Zeit".<< [Die Presse]

Das sind ja unsere Kinder, die einem dann mit so dümmlich grinsender Fresse anstarren. Wer von uns sollte sich rausreden können? Ich denke, es gibt auf ganz gnadenlose Art dieses WIR, dem die Verantwortung für solche Sauereien aufzubürden ist. Daß das immer die Anderen gewesen sein sollen, ist eine völlig abgemackerte Pausennummer. Die kauf ich nicht.

Ich hab grade erst auf INFOgraz ausgeführt, was ich da bei meinen Leuten wähne. Eine "Revolution in Hauspatschen". Eine Hintermofensitzerei. Eine leere Geste. Eine Lampenputzerei im Sinne des Erich Mühsam: [link] Für sowas bekomme ich heute nicht einmal energische Widerworte.

Aber es gibt im Grunde nichts zu beklagen, es gibt nur die weitere Option, sich seine Ärmel aufzukrempeln. Alles andere, so fürchte ich, wäre Augenauswischerei.

In einer Kultur, wo mehr als nur einzelne Leute uns Kunstschaffende für "durchgeknallte Selbstverwirklicher" halten, siehe: [link], muß uns ja nicht fad werden. Es ist übrigens bemerkenswert, in welchen Zusammenhängen das Stichwort Selbstverwirklichung gelegentlich auftaucht.

In der Regel wird es oft auf Frauen gemünzt, die man zurück an den Herd und in die Nichtexistenz des häuslichen Privatlebens wünscht. Oder auf Menschen, von denen jemand annimmt, daß sie "nichts Richtiges" arbeiten. Das sind also gewöhnlich recht verzweifelte Ausritte, die so daher kommen.

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