20. April 2014

Wie soll ich das erklären? Ich hab keine Erklärung. Schon geraume Zeit hängen mir Spielfilme zum Hals heraus. Weder das Cineastische noch das Triviale zieht mich einigermaßen an. Also drängen sich Bücher auf. (Davon habe ich reichlich.)

Bin ich dafür zu müde, bleibt mir ein stets groß bleibender Stapel an Zeitungsartikeln, auf den oben meist mehr raufkommt als ich unten herausziehe. Dazu habe ich einen Berg Dokumentationen vorrätig, denn wenn mir das Lesen nicht mehr gelingt, bleibt das Schauen und Hören. Ich liebe diese Fülle, die sich nie erschöpft.

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Aber in diesem Fluß der auf mich einströmenden Bilder und Aussagen erscheint mir deutlicher denn je, da ist ja -- genau genommen -- kein so großer Unterschied: Spielfilm oder Doku? Intentionen und Methoden sind unterschiedlich. Einen "Realitätsgewinn" ziehe ich nicht aus dem derzeitigen Bevorzugen von Dokus.

Es ist aber ohnehin nichts Bestimmtes, das ich suche, sondern es geht um die Denkanstöße. Ja, es geht um Kicks. Das sind dann oft ganz kuriose Details. So hörte ich etwa den Autor Henryk M. Broder sagen, drei Völker Europas hätten nie ein Problem mit Analphabetismus gehabt.

Seine Begründung: Der Zugang zum Lesen sei nicht blockiert gewesen. So hätten auch Frauen immer Zugang zu den heiligen Büchern gehabt. Wollen Sie raten? Ich hätte nur eine dieser Kulturen zu nennen gewußt.

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Broder erwähnte neben jener der Juden die in Armenien und Island. Das hat mich sehr überrascht. Bildungszugänge. Eine fein differenzierte Literarität, also die Fähigkeit, nicht nur Schrift zu entziffern, sondern auch Text zu verstehen.

Ich bin in manchen Nachtstunden freilich ebenso mit ganz unerheblichen Erstaunlichkeiten befaßt. So fiel mir vei ziemlich aggressiv gehaltenen amerikanischen Talk Shows auf, das sich aus vielen familiären Situationen der Schwarzen ein klingendes Universum der Vornamen entfaltet.

Dabei führen Männer äußerst schillernde Vornamen, weit mehr Notizen lösten allerdings Frauen bei mir aus. Männer heißen da etwa Kee Paris, Kamau, Kendall, Mantago, Siafa oder Xzavion.

Mit Frauenvornamen ließen sich eigentlich größere Gruppen formieren. Geht man quer durch das Alphabet, fallen einem bald signifikante Details auf. Neben Aja, Domo, Lanise, Laquetta, Latanya, Na' Tae, Nesha, Saquanna, Tanika, Titi oder Tralonda ließen sich große Listen verfassen, wo Namen entweder mit S beginnen oder auf A enden. Da sind auch allerhand SH-Auftakte wie Shante, Shawmikia, Shemeka, Shonda; oder auch ISHA-Endungen wie Dawnisha, Kolisha, Laquisha.

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So treibe ich durch all die Quellen und merke, daß ich einmal mehr von tausend Dingen erfüllt bin, die vermutlich kein Mensch braucht. Das sind stille Tage. Mein Mädchen ist im Süden, mein Sohn hat sein Auto zusammegfaltet, ist aber selbst heil geblieben. Auf meinem Tisch liegt mehr Arbeit als ich bewältigen kann, ohne in völlige Erschöpfung zu fallen. Seit Tagen wartet eine Flasche Wein auf mich, als würde mich ein Luchs belauern. Zum Glück verstehe ich nicht immer, was ich tue..

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