29. Mai 2014

Gibt es für das Wort "Gemütsmensch" Entsprechungen in anderen Sprachen? Ich weiß natürlich genau, was damit gemeint ist, finde aber kaum Worte, es präzise zu beschreiben. Wer "ein Gemüt wie ein Fleischerhund" hat, kommt da zwar in die Nähe, aber bloß von einer möglichen Seite her, ist aber als weit gröber einzustufen.

Der "Gemütsmensch" hat ja vor allem einmal ein gutes Herz, ist bestimmt liebenswürdig, doch man sollte ihm sein Leben besser nicht anvertrauen. Im Duden sind zwei Positionen abgesteckt, zwischen denen sich entfaltet, was gemeint sein könnte: [link]

Wie komme ich wohl zu solchen Überlegungen? Der Tag ist schon ein Stück über die Hälfte hinaus und es umhüllt mich immer noch sehr viel Stille, von wenigen Lauten durchbrochen. Stimmen. Nur kurz. Schritte. Ab und zu ein Motorengeräusch.

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The Track: Pop | Move

Ich bin in einem Zustand, der -- metaphorisch gesehen -- vielleicht einem Benzinfaß am nächsten kommt. Schwer zu bewegen, eigentümliche Klänge bergend, wenn etwas daran rührt, und im Herzen brandgefährlich.

Wie das kommt? Ich mutmaße. Es ist eine Mischung aus physischer und emotionaler Erschöpfung, hochkarätigen Schmerzmitteln und Gelbem Muskateller aus der Gegend. Die Mischung ist garantiert gegen irgend ein Gesetz.

Mein Mädchen hat gerade beruflich in Italien zu tun und ließ mich von Sonne, Meeresnähe plus Wein wissen. Da wir es hier derzeit etwas regnerisch haben, beschloß ich Nudeln zu kochen und Wein zu trinken, um die Meeres-Botschaft meines Mädchens mit einigen sinnlichen Details zu unterlegen und... Zoing!

Dazu ein Echo von letzter Nacht, denn ich bin ein paar mal unterm Lesen eingeschlafen, ohne es zu merken, nämlich das Aufwachen, weshalb einige Stunden wie ein ruckelnder Kinofilm waren. Davon ist mir eine Sequenz hängengeblieben, die in einem Buch vorkommt, das ich eben geschenkt bekommen hab.

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the track / axiom / 2014 / monitoring foreign ground

Demnach hat der liebenswürdige Marcel Prawy, ursprünglich Marcel Frydmann Ritter von Prawy, eines Tages seinem guten Freund Erich Wolfgang Korngold während der Kriegstage, die er in Hollywood verbrachte, erzählt, die Japaner hätten eine Wasserstoffbombe erfunden. Korngold soll geantwortet haben: "Entsetzlich! Wir werden alle blond!"

Sehen Sie! So geht das, ein Gemütsmensch zu sein. Dabei habe ich mich mit ernsteren Angelegenheiten zu befassen. Es sollte etwas gelingen, bevor ich pleite gehe. Es sollte der Weltfrieden gesichert werden. Es sollte mein Hang zum Zynismus an die Kette gelegt werden, an irgendeine. Ketten. Guter Witz!

Ich fand ein Interview mit der Neuroepigenetikerin Isabelle Mansuy einigermaßen bewegend, wonach angenommen werden muß oder darf, daß unsere genetische Ausstattung durch unsere Erlebnisse moduliert, modifiziert wird, wobei Mansuy mit besonderem Interesse die verändernde Wirkung von Traumata untersucht hat: [link]

Ein bemerkenswerter Beitrag zur Frage, wovon wir geschmiedet werden, wenn es hart auf hart kommt. Aber auch das zählt heute nicht zu den ernsten Dingen, mit denen ich mich befassen sollte. Dazu zählt dagegen beispielsweise: The Track: Pop | Move.

Solches Bündeln von Fragestellungen, Überlegungen und Vorhaben ergibt das Pflaster für einen schmalen Weg hinter einen nächsten Horizont. Das ergibt sich freilich auch aus kleinen Rückblicken, die einem neue Ausblicke nahelegen. Dementsprechend ist nun "the track / axiom / 2014 / monitoring foreign ground" auf der Schiene; mit dem launigen Detail: "Observing the Observers" [link]

Da dies die vorletzte Seite des Zweitausender-Packerls ist, der Eintrag #1999, muß das Vorliegende heute reichen und ich werde mich wieder dem Muskateller zuwenden. Übrigens! Geschirrabwasch in der Badewanne, das läuft prima, wenn man kurz gelaunt ist, auf große Gesten zu setzen. (Nein, man kann nicht zugleich drinnen sitzen. Eine flauschige Unterlagen zum Draufknien bewährt sich.)

-- [The Track: Pop] --

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