| 20. März 2016 Dieser Tage sagte Graphic Novelist Chris Scheuer: "Ich kann zu gut
        zeichnen, um zu wissen, was wirklich Kunst ist." Diese Satz ist wie eine Klinge und wie ein
        Geschenk. Nein, pardon, es gibt hier nun keine Scheuer-Exegese. Wem die Wucht dieser
        Feststellung unklar ist, dem habe ich nichts zu sagen. 
 CHRIS SCHEUER Was sollte man jemandem erklären, der
        womöglich seit Jahrzehnten nicht mehr gelauscht hat, was in einem selbst vorgeht, was da
        erklingt und was da gelegentlich schweigt? Scheuer sagte diesen Satz im Schloß.
        Ich bemühe mich gerade, eine nächste Verschwörung der Poeten zustande zu
        bringen. Sie werden gewiß verstehen, daß man die
        Intentionen und Inhalte einer Verschwörung nicht  in der Tagespresse
        annonciert. Außerdem würde es meiner Einschätzung nach den meisten Leuten ohnehin
        töricht vorkommen, sein Herz an solche Dinge zu hängen. 
 SIR OLIVER MALLY Ich habe solche Angelegenheiten kürzlich mit
        dem Sir erörtert. Oliver Mally ist ebenso in derlei Dinge verheddert. Man könnte ihn
        vermutlich für nichts anderes gebrauchen. Ich denke, das verbindet uns und darin ist noch
        einiges auszuloten. Es ließe sich ja auch andersherum betrachten:
        Was die Kunst an einem anrichtet! Wir sind so und so den zunehmenden Gravuren eines
        beharrlichen Lebens ausgeliefert. Manchmal braucht es eine gebogene Nadel und geschickte
        Chirurgenhände, um den Lauf der Dinge wieder zu stabilisieren. Manchmal braucht es dazu
        Sätze wie den von Scheuer, wie ich ihn eingangs erwähnt habe. Ich gebe zu, das sind auch Chiffren.
        Aber es hat sehr viel mehr mit dem zu tun, was die Zeit in unsere Leiber geschrieben hat,
        in unsere Herzen. Und das ist vollkommen offensichtlich, muß nicht verborgen werden,
        bedarf keiner Kryptographie. Ein Klang. Ein Takt. Präzise gesetzte Worte. Ein klarer
        Strich. So kommt das gelegentlich... Und einander kreuzende Linien. Wie etwa das
        mit dem Schloß, wo Ewald Ulrich inzwischen zu einem Impresario der Poesie
        geworden ist. Er hat das mutmaßlich nicht so geplant, er sieht es wahrscheinlich nicht
        einmal so. Doch wissen wir, was er tut, muß er es selbst auch wissen, wenngleich
        vielleicht nicht in Sätzen formuliert, egal, also eine Verschwörung der Poeten.
        Adäquate Antwort auf einige Vorfälle... 
 EWALD ULRICH Zurück zu einem der Ausgangspunkte, der nun
        zur Wegkreuzung geworden ist. Ich habe in den 1970er Jahren einige Zeit im Schloß
        gelebt, um dort eine Auftakt zu setzen, da ich völlig der Unzurechnungsfähigkeit
        geschuldete Vorstellungen vom Dasein eines Poeten hatte, woraus sich ein, nein, mein
        Leben entfalten sollte. Romantisch und indiskutabel. Es ist genau so gekommen, es ist genau so
        geblieben. Ich bin mit der Welt keineswegs im Reinen, mehr noch, es könnte kein tiefer
        gehender Bruch sein, den ich zu so vielem empfinde, was mir als maßgeblich vorgegaukelt
        wird. Doch meine Revision legt heute keinerlei Kurskorrektur nahe. ..."das macht nichts / das schmerzt /
        und das spielt keine rolle". Das ist ein Passage aus einem Gedicht, das ich beim
        Kramen im Archiv wiederentdeckt hab. Josef Wintjes hatte es im Ulcus Molle Info
        7-9/85 publiziert. Ich war mit einer Doppelseite in diesem Heft vertreten, in dessen
        Impressum Wintjes schrieb: "Nr. 7/9 ist tatsächlich die exakt 100. Info-Ausgabe!
        Im 16. Jahrgang seit 1963." [Referenz] Autor Peter Glaser, der darin auch vorkommt,
        notierte getern: "ulcus molle war in den Siebzigern sehr wichtige
        Underground-Information in der Diaspora in Graz." Das liegt also rund 30 Jahre
        zurück. Ich schau mir gerade einige der Spuren etwas genauer an. Wovon ging das aus?
        Wohin hat das geführt? Welche Optionen sind in unseren Händen? Siehe: -- [Konvergenz: Pop] -- 
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