| 20. Mai 2016 Wie merkwürdig, wenn es so kommt! Im Mai soll nun unser Buch erscheinen.
        Matthias Marschik und ich hatten uns den 1970er Jahren zugewandt. "Der kurze
        Sommer des Automobils" ist ein Phänomen, das völlig singulär dasteht und zu
        beschreiben war. Da der Verlag Brüder Hollinek es
        herausbringt, war ich vergnügt, nun im gleichen Haus vertreten zu sein wie Martin
        Pfundner. Das mag anderen nicht so wichtig erscheinen, mir bedeutet es viel. Das sind
        symbolische Kleinigkeiten. 
 (Quelle: Der Standard) Pfundner ist ein äußerst sachkundiger Autor
        mit elegantem Schreibstil, ein exponierter Kenner unserer Mobilitätsgeschichte. Er
        verkörpert praktisch im größerem Zusammenhang das, wovon Marschik und ich gerade einen
        Ausschnitt beschrieben haben. Während ich nun darauf gewartet hab, unser
        Buch in Händen zu halten, was dieser Tage geschehen wird, kam die bedauerliche Nachricht,
        daß Pfundner gegangen ist: "Der erste Herausgeber der Autorevue verstarb
        überraschend in seinem 86. Lebensjahr." [Quelle] 
 Dämmert nun, in wessen vorzüglicher
        Gesellschaft ich eben erst angekommen war? Daher ist es unumgänglich, daß nun diese
        kleine Dokumentation rund um unser Buch mit einer Referenz an den Meister beginnt. Das ist zugleich ein Statement anderer Art.
        Wir leben in einer Ära, die nicht gerade von großer Wertschätzung für den
        Wissenserwerb gekennzeichnet ist. Wir sind längst auf dem Weg in eine Vierte
        Industrielle Revolution, haben also verwirrende Zustände um die Ohren; und genau das
        ist offenbar eine Zeit, in der das Posieren mehr wiegt, als das gründliche Erarbeiten von
        Kompetenzen. Ich beklage das keineswegs, sondern nehme es
        recht unaufgeregt zur Kenntnis. Kulturpessimismus langweilt mich.Ich erwähne es bloß, um
        einen Referenzpunkt zu markieren. Es mag ja sein, daß die Gutenberggalaxis
        untergeht und daher Bücher ihre Bedeutung als haltbares Medium verlieren. Aber die
        Wißbegier und die Wege, wie man in sich aus Infomationen Wissen macht, werden wir wohl
        nicht aufgeben. 
 Autorenkollege Matthias Marschik Das bildet sich auch in so einem Projekt ab,
        denn weder die Arbeit am Inhalt, noch die Konkrete Umsetzung als Buch (mit den folgenden
        Aufgaben des Vertriebs) können auf dem Markt angemessen abgegolten werden. Das meint, sollte die in Summe nötige Arbeit
        der Autoren plus des Verlags-Teams adäquat bezahlt werden, müßte das Buch einen Preis
        haben, den kein Mensch bezahlten wollte. Genau betrachtet ist das also ein Beispiel für
        kollektive Wissens- und Kulturarbeit, die vom Markt her kofinanziert wird. Auch hier gilt: ich stelle das ganz
        unaufgeregt fest. Das ist mein Metier, ich kenne es gut, seine Bedingungen sind mir
        vertraut. Sind Ihnen landesübliche Klagen von der "Selbstausbeutung" geläufig?
        Was für eine halbherzige Larmoyanz! Als wäre Geld die einzige Währung, in der
        ich bezahlt werde. Andere Währungen kommen dazu. Etwa ein hohes
        Maß an Selbstbestimmung, eine enorme Attraktivität meiner Arbeitsinhalte, ein
        bemerkenswertes Netzwerk geistreicher Menschen, die sich auf mich einlassen etc. Ich rede also von einer Lebens- und
        Arbeitsqualität, die auf solchem Level praktisch unbezahlbar ist, weil kein Markt das
        hergibt. Daß ich dennoch meine Rechnungen zahlen muß, ist ja klar. Das teile ich mit
        meinem Koautor Matthias Marschik und mit meinem Verleger Richard Hollinek. 
 Es geht also gewissermaßen um ein
        Fließgleichgewicht unter den verschiedenen Währungen. Es geht um eine aufregende Arbeit,
        die uns in spannende Zusammenhänge bringt. Es geht um eine Praxis der Wissensarbeit, die
        uns hilft, dieses 20. Jahrhundert zu ertragen, das uns mit seinem Tempo und seinen
        Extremen geprägt hat, um uns an die Schweller einer noch verwirrenderen Zukunft zu
        spülen. Dies ist das erste Blatt einer kleinen
        Dokumentation, mit der ich begleiten werden, was im Kielwasser unserer Buchpublikation
        geschieht. Das weist im Moment vor allem einmal auf unser 2016er Kunstsymposion, eine
        Veranstalungsreihe, die Marschik schon mehrfach begleitet hat: [link] -- [Der kurze Sommer des Automobils] -- |