10. November 2017

Eben hingen noch die leicht geölten Kabel durch, heute Nachmittag habe ich die unteren Teile eingerollt und hinter den Bildern verborgen. Verblüffend, wie sehr die Bilderserien das Raumensemble im kürzlich eröffneten Gemeindezentrum Hofstätten [link] verändern.

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Vom Ausstellungsraum her erreicht man einen nach oben offenen Innenhof, in dem Kinder herumgetobt haben, wahlweise auch bei mir vorbeizwitscherten. Das ergab so manche Plauderei während des Glasputzens für die Bilderrahmen und anderer Handlanger-Dienste, die ich zu absolvieren hatte.

Dabei hat mich eine hellwache Neunjährige erstaunt, die mit mir über Autos zu plaudern begann, wobei sie mir schließlich erzählte, daß ihre Eltern einen Tesla fahren. "Und wir haben einen Pool", erläuterte sie. "Und zwei Häuser. Oder drei." Das brachte uns zum Schluß, da könne man jeden Tag in einem anderen Haus das Mittagessen haben und jede Nacht in einem anderen Haus schlafen. Aber dann müsse man auch viel aufräumen. Da sei es doch besser, nur in einem zu wohnen.

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Es ist sehr wohltuend, bei dieser etwas ermüdenden Arbeit kluge Gespräche zu führen. Was solche Vorbereitungen angeht, ist auch im Projekt-Logbuch einiges vermerkt: [link] Parallel laufen die Vorbereitungen für die dritte regionale Station des 2017er Kunstsymposions. Da ist noch die Albersdorf-Session auf dem Programm: [link]

Wo nun das restliche Jahr bloß noch aus eineinhalb Monaten besteht, fühlt sich das alles etwas merkwürdig an. Da waren so unendlich viele Handgriffe, um sich dann in eigentlich wenigen Stunden einzulösen. Allerdings sind die Veranstaltungen ohnehin immer nur ein Teil des Geschehens, sind das, was an die Oberfläche des öffentlichen Lebens dringt. Dahinter all diese komplexen Prozesse, in denen Fragen und Themen bearbeitet werden.

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Dazwischen erstaunliche Sequenzen auf der Außenhaut der Innenstadt, wo sich immer wieder verirrte Botschaften breit machen wie diese Sache mit den Haaren. So spröde Momente gefallen mir inzwischen sehr gut, wo sich sonst hauptsächlich eine Werbesprache über den Ort legt, garniert mit Bildern wie Schlaftabletten, präzise Abbildungen einer Phantasiewelt, die mir wie ein spießbürgerliches Internierungslager vorkommt.

Die geglättete Werbeästhetik überzieht meinen Lebensraum wie ein geruchloser Schleim, kriecht außerdem in dicken Prospektpaketen durch mein Postfach in meine privaten Winkel. Das ist zunehmend auf Anästhesie ausgelegt, An-Aisthesis, das Gegenteil von Aisthesis = Wahrnehmung. Es ist kein Einwand möglich, denn dieser Schleim schluckt alles.

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Aber derlei gedankliches Ersticken in Bildern und Sätzen, die nichts bedeuten wollen, sondern bloß guttun möchten, dieses bunte Wohltuende, ist ohnehin auch bloß Nische und so viel Ruhe läßt sich im Land nicht herstellen, daß Grabesruhe daraus würde.

Ich bin immer noch ein wenig konsterniert, wie viel in den letzten Monaten gejubelt und einander gratuliert wurde. Ein Lächeln und ein Lachen ohne Ende, soweit man Medien beachtet. Aber davon und dadurch wird nichts aufgehalten.

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Mir ist auf Facebook grade wieder Schriftstellerin Toni Morrison dahergekommen. Die Graphik stammt aus dem Vorjahr. Da ist mit einigen Worten viel gesagt, völlig unaufgeregt. Das paßt mir zu diesen Tagen...

-- [Das Kunstsymposion] --

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