10. Dezember 2018

Ein Überhangwinkel ist der Winkel zwischen der Standebene des bis zum zulässigen Gesamtgewicht belasteten Fahrzeugs und einer Ebene, die den Umfang der Reifen und des äußersten, tiefsten Punktes berührt.

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Manchmal bin ich davon bezaubert, wie ein amtliches Bemühen um Präzision und unzweideutige Aussagen zu so kuriosen Sprachbildern führt. Manchmal sollen Worte etwas verstecken, manchmal alles Bezeichnete offenbaren. Hier ist ein technisches Detail an Geländefahrzeugen gemeint. Der Überhangwinkel meint jenen Raum, den  vor der Vorderachse gelegene Fahrzeugteile freigeben.

Des entscheidet beim An- oder Überfahren von Böschungen, ob man mit der Nase, wahlweise mit dem Heck, den Boden pflügt und die Fuhre beschädigt, oder ob man scharf drüberkommt. Der bunte Ausschnitt aus einem historischen Prospekt des Steyr-Puch Haflinger macht es nachvollziehbar.

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Ich hab in verschiedenen Fahrzeugen herausfinden dürfen, was sich diesbezülich im schweren Gelände tut, wobei der große Pinzgauer (6x6) mein absoluter Favorit ist. Ein fast unheimliches Bündel an Ingenieurskunst. So stecke ich in Bergen von Papieren und Reminiszenzen, während ich in launiger Korrespondenz mit dem Verlags-Team die Redaktions-Modalitäten debattiere. Das Haflinger-Buch wird ja ein ziemlich komplexer Brocken. Siehe zum gesamten Thema auch: "Judenburger Momente" (Notizen zum Puchmuseum)!

-- [Das Haflinger-Projekt] --

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So sehe ich derzeit wenig von der Welt und wenn ich draußen bin, mitten in der Welt, sehe ich manchmal nicht genau hin. Das kann mich beispielsweise unverhofft zum Flughafen bringen, wo ich dieser Tage definitiv nichts verloren hab. Oder ich lande bei Frau Olga, deren Gasthaus als lokale Institution gilt, und wir reden über Speisen der einfachen Leute von einst. Dann fällt mir auf, ich habe sie irritiert, weil ich phonetisch den Unterschied zwischen Gries und Grieß nicht hinbekommen hab. Maisgrieß ist ja etwas grundlegend anderes als Weizengries, wobei wir den Mais auch Woaz nennen, womit natürlich nicht der Weizen gemeint ist. Klar? Klar!

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Eins braucht's für die Polenta, das andere für Griesnockerl oder Griesbrei. Ich hab derweil die weiße Polenta weiter erkundet. (Damit wird kein Nobelpreis zu holen sein.) Frau Olga bekannte, daß sie davon auch noch nie gehört hatte. Polenta ist bei uns gelb. Punktum. Das Extrazimmer im Gasthaus Wurm war uns übrigens schon öfter Konferenzraum.

Meist ging es dabei um die Kunst, einmal auch um die schillerndste Betrugsaffäre der Steiermark, den Fall Herberstein. Ich war vier Monate der Sekretär des vormaligen Verwalters Heinz Boxan und das Extrazimmer unsere Kanzlei: [link] Eine sehr lehrreiche Arbeit, was etwa die Themen Gerissenheit und Niedertracht angeht. Ich bin zum Glück ein sturer Kulturoptimist, denn tiefere Einsichten in solchen Geschichten könnten einen durchaus in Depressionen stürzen.

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Frau Olga war damals ziemlich überrascht, einen alten Bekannten auf diese Art wiederzusehen und bestätigte mir eben mit einem Kopfnicken meine Annahme: "Du kennst berufsbedingt wahrscheinlich eh so ziemlich alles, was den Menschen einfällt." Lächeln, "Kannst dir denken."   Aber jetzt geht es wieder um die Kunst und um die letzte Station des 2018er Kunstsymposions.

Ab dieser Session möchte ich einige weiterführenden Linien anders gestalten. Dabei habe ich nächsten Freitag mit Willy Rast ein feines Gegenüber, jemanden, der auf seine Optionen als Maler konzentriert ist und sich nicht von Fragen der Geselligkeit oder Repräsentation ablenken läßt. Es ist schon klar, daß wir alle auch betriebswirtschaftliche Aufgaben lösen müssen, aber das sind soziale Agenda und keine Kategorien der Kunst.

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Damit kommt der neue Abschnitt mit dem Konsortium 18 nun in die Arbeitsspur. Das hat heuer mit dem SPLITTERWERK begonnen, lief über ein Stück goscherter Beuys-Exegese und sucht sich nun vielversprechende Schwerpunkte, bei denen Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov wieder ins Spiel kommt und Künstler Niki Passath an einigen Schrauben dreht. Und vielleicht setze ich mich wieder einmal in den Zug, um am Flughafen zu schauen, wie die Sonne untergeht.

-- [Dialog mit Willy Rast] --

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