26. Jänner 2019

Die Qualen der Frau Elke I

Es gibt einen Satz, der mir während der letzten Jahre wiederholt zugerufen wurde: "Du wirst dich fügen!". Das kam nicht etwa aus subalternen Kreisen, wo man seinen Selbstekel oder Weltekel oder beides abarbeitet, indem man sich einen Intellektuellen vorknöpft. Das kam ausnahmslos aus meinem vertrauten Umfeld gebildeter Menschen, die sich etwas drauf zugute halten, jegliche Barbarei zu verabscheuen.

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Nun schrieb mir Frau Elke in einer Email vom 25.1.2019: „Trete mir weiterhin nicht auf den Fuss, sonst ... ich drohe nicht gerne. Bitte fuege Dich.“ Dazu sei erwähnt, daß Frau Elke mir seit Wochen und Monaten Post zuschickt, auf die ich längst nicht mehr antworte. Mehr noch, ich habe Frau Elke vor geraumer Zeit ersucht, mir weitere Post zu ersparen.

Womit könnte ich ihr auf die Zehen treten? Womit könnte sie mich bedrohen? Ich ahne, mein Schweigen ist ihr Ärgernis und ihre Drohung kündigt mir weitere Emails an. Die ließen sich hier leicht blockieren, aber inzwischen ergeben sie ein interessantes Bild, das ein Stück unserer Zeit illustriert.

Deshalb hebe ich diese Post noch ein Weilchen auf, weil sie mir Originalton liefert, um einige meiner Annahmen damit zu unterlegen. Es ist bemerkenswert, wie sich Frau Elke in mein Leben zu schrauben versucht, wobei ich sicher nicht der erste derartige Adressat bin. Dabei offenbart sich eine verblüffende Denkweise. Sie unterstellt mir Aufdringlichkeit, mit der ihre Aufdringlichkeit erklärt werden soll.

Zum Beispiel: "Hör auf das Interesse aller Welt auf dich richten zu wollen. Dies entspricht, wie schon vorher von mir bemerkt, nicht meinen Stil. Versuche niemals wieder mich in meinen Google-Informationen zu stören.... niemals wieder!!! Beschäftige dich weiterhin mit deinen Puttis, Autos usw. und lass mich mein sehr reges Dasein solange glücklich leben, wie es mir die Zukunft noch erlaubt."  (20.11.2018) Ganz unter uns Chroknaben und Betschwestern: Putti ist schon die Mehrzahl von Putto. Ein Detail dessen Bedeutung später noch klarer werden wird.

Es wird zu zeigen sein, daß das eine Strategie ist, mit der sich etwa die Neue Rechte seit den 1980ern bewährt hat. Man behauptet einen Tatbestand, egal wie kühn er gezeichnet sei, und nimmt das als Anlaß, um darauf heftig zu reagieren, und zwar a) abwertend und b) abwehrend: "es handelt sich eher um eine gewollte Provozierung; ich wusste ja: du bist bösartig." (20.11.2018)

Oder: "Die Rache gewisser 'Ersatzstuecke' erweisen sich haeufig als sehr gefaehrlich!!! Vorsicht, armer, kranker, alternder m.k. Man sollte sich niemals an noch aelteren Personen raechen ..." (22.11.2018)

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Ganz interessant ist diese Ausführung: "Alle Deine Beispiele sind auf Zizaten 'großer Köpfe' aufgebaut. Nichts ist auf Deinem eigenen Mist gewachsen. Das ist ganz schlechthin mentaler Diebstahl... erlesenes Wissen ohne eigene Meinung .... Nachplapperei. Man soll sich niemals mit Federn anderer schmücken!" (10.12.2018)

Wir haben in unserer Kultur eine taugliche Tradition, das Denken anderer zu überprüfen, auch zu würdigen. Das tun wir, indem wir Passagen zitieren und die Quellen kenntlich machen. Naja, nicht immer. Kürzlich hatte Schriftsteller Robert Menasse Anlässe geboten, dieses Thema zu debattieren. Ich hab im Eintrag vom 25. Dezember 2018 begründet, warum ich seine Position in der Frage ablehne und weshalb ich zwar der Belletristik jede Freiheit zugestehe, aber in Essays und Reden eine klare Erkennbarkeit von Zitat und Quelle bevorzuge.

Ich möchte eine Quelle überprüfen können, wie auch das Zitat, denn es gibt keinen "reinen Satzghalt", Kontext und Subtext machen die Botschaft klar. Natürlich weiß Frau Elke das und könnte auch begrüßen, daß jemand die Vorleistungen anderer kennt, würdigt, in überprüfbarer Weise als Arbeitsgrundlage nutzt.

Sei weiß es, da sie mir vor Monaten ungebeten Fotos von sich geschickt hat, die eine alternde Salondame zeigen, von der mit Andeutungen gemacht wurden, daß sie über akademische Bildung verfügt, eine akademische Karriere gehabt habe. Was ich von ihr an Belehrungen bezüglich zeit- und sozialgeschichtlicher Fragen erhalten hab, gibt leider als Beleg für solche gehobene Bildung wenig her.

Ich nehme ein Beispiel vom 13.12.2018, weil es das Thema Johann Puch berührt, mit dem ich mich recht gründlich befaßt habe. Frau Elke schrieb: "Kam in Slovenien zur Welt und starb in der Kroatie. Trug allerdings als Aulandsoestereicher unglaublich zum 'Essor' Deines Operettenlandes bei, vor allem aber zu dem Italienischen ( Klarstellung). ich habe Zeit und werde mich auch weiterhin mit Deinen Klug...........en beschaeftigen. Macht einfach gute Laune einem Wiederkauer Kontra zu geben; vor allem da du dies gut "verpackt" zu servieren versuchst. Kommt aber, seitdem ich etwas hinter die Kulissen geschaut habe, keineswegs gut bei Deinen "Leuten" an. Avec ce "bon mot" .... Courage!!!!"

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Janez Puh stammt aus einem Dorf nahe Ptuj in der damaligen Untersteiermark, war folglich ehtnischer Slowene, aber österreichischer Staatsbürger, also natürlich genau kein sogenannter Auslandsösterreicher. Zum Industriellen Johann Puch wurde er nicht in Slowenien, sondern in Graz, wo die Rahmenbedingungen für seine Talente paßten, um seinen Betrieb nach allerhand Wendungen aus der Ersten in die Zweite Industrielle Revolution zu führen.

Das ist, wie schon angedeutet, eine sozial- und zeitgeschichtlich sehr interessante Angelegenheit, vor allem auch, weil der Name Puch zur Marke wurde, die auf dem internationalen Markt reüssiert hat. Das hat freilich in seiner heutigen Wirkung für ein "Operettenland" gar nichts mit Johann Puch zu tun, der 1914 starb.

Es hat sehr viel mehr mit Produktionsmethoden, weltpolitischen Ereignissen und Marketing zu tun. Was die von Frau Elke erwähnte italienische Sache meint, war der Verkauf des gesamten Zweiradbereiches der Steyr-Daimler-Puch AG an Bianchi in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, was den in seinem Grabe ruhenden Johann Puch wenig gekümmert haben dürfte.

Wofür soll das nun exemplarisch und anschaulich sein? Ich werde die Sache in ein paar weiteren Notizen noch etwas genauer ausführen. Der Punkt ist: die gegenwärtige politische Situation in Europa, deren Rechtsruck derzeit so manchen Konsens über Aspekte der Menschenwürde in Frage stellt, wird nicht bloß durch eine gut organisierte und vernetzte Neue Rechte betrieben. Er hat mehrere Quellen.

Dieser Rechtsruck verdankt sich auch nicht bloß den frustrierten Massen aus subalternen Schichten, die sich für Propaganda äußerst empfänglich zeigen. Selbst die Filterblasen und Echokammern neuer Medien-Formationen reichen nicht aus, um all das zu erklären. Wir haben es da auch mit der verblüffenden geistigen Trägheit eines Bildungsbürgertums zu tun, das in weiten Teilen eine verstörenden Mangel an intellektueller Selbstachtung erkennen läßt.

Trägheit und der Mangel an intellektueller Selbstachtung lassen die Fundamente des Bildungsbürgertums erodieren und beschädigen einige ihrer Standesregeln; nämlich beispielsweise gebildet zu sein. Das war schon öfter der passende Beitrag zum politischen Erfolg von vaterländischen Kräften, die auf komplexe Fragen vor allem einfach Antworten setzen und akzeptable Lösungen schuldig bleiben. Mit welcher Strategie ließe sich dieser Mangel und Makel des Bildungsbürgertums kaschieren?

Zum Beispiel, Indem man  Andersdenkende attackiert, abwertet, und eigenes Wissen simuliert. Diese Simulation wird einfach aus ein paar Informationen zusammengeschustert. Wie etwa diese völlig nutzlosen Aussagen über Johann Puch. In der nächsten Notiz werde ich das Thema Kunst behandeln. Frau Elke: "Das Empinden von Kunst ist jedem von uns in individueller Art gegeben..." Genau! Und das Wasser ist naß, der Papst ist katholisch etc.  (14.12.2018)

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