25. Juli 2020

Wie? Ja, wie?

Ich lese: „…für das was noch fehlt, zu kämpfen“ Bedaure! Ich kann mich auf keine kulturpolitische Formation einlassen, deren Mitteilungen an alter Kriegsrhetorik festhalten und offenbar keinen zeitgemäßeren Ausdruck finden, als diese antiquierte Sprache.

Wenn wir Kulturleute noch nicht geklärt haben, daß Sprache Realität erschafft, wenn uns die Poesie nicht gelehrt hat, jenseits von uralten Floskeln über unsere Bedürfnisse und Anliegen zu sprechen, bin ich im falschen Zimmer; oder Saal.

Da fragt einer: „Wie soll Kunst und Kultur in Zukunft aussehen?“ Und: „Was ist die gesellschaftliche Rolle von Kunst und Kultur?“

Bedaure! Ich halte das für Flugblatt-Rhetorik. Ferner: wie sollte ich denn solche Fragen mit Menschen erörtern, die inhaltlich offenbar noch nicht einmal bei Bourdieu, Groys und Luhmann angekommen sind?

Möchte ich Neuland erkunden, sollte ich wenigstens wissen, wo meine Reise beginnt. Das hieße übertragen: wo der Diskurs steht; und darin sind die genannten Denker schon nicht mehr ganz taufrisch.

Worüber könnte ich mich beispielsweise mit Leuten auseinandersetzen, die es gerne beuyseln lassen? Damit meine ich dieses zu Tode getrampelte und aus dem Zusammenhang gerissene Zitat „Jeder Mensch ist ein Künstler“. (Man kann ja nachlesen, wie Beuys es tatsächlich gemeint hat.)

Wenn mir dann noch „Solidarische Grüße“ bestellt werden, fragt etwas in mir: wie könnten Grüße denn solidarisch sein? Das ist so altbackener Funktionärs-Sprech. Diese verbale Gschaftelhuberei finde ich zum Wegrennen.

Das bringt mich zur Annahme, was auch immer dieser Mensch kann, in der Frage „Wie soll Kunst und Kultur in Zukunft aussehen?“ wird er uns kaum weiterbringen, zumal der aktuelle Gschaftelhuber sich offenbar aufgefordert sieht, in einzelne Statements gleich alles, alles, alles reinzupacken; Themen wie Kinderbetreuung, Klassenkampf und Flüchtlingslager eingeschlossen.

Ein Bewerbungsschreiben an das Zentralbüro für die nächste Revolution? Bedaure! In Österreich haben wir keine Talente für Revolutionen. (Man vergleiche 1848 und 1938!) Und wer sich für alles zuständig erklärt, kriegt womöglich nichts auf die Reihe.

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