16. Dezember 2020

Was leuchtet?

Sie kennen sicher eine der tausend Varianten so zu erschrecken, daß man einen Aufruhr im Körper spürt. Wenn man zum Beispiel gegen etwas Unerwartetes rennt, das einen im Moment völlig überfordert. Mir passiert das manchmal, wenn ich über Dinge nachdenke. Es gibt Belange, die mir einen intensiven Schreck verursachen können.verursachen können.



Der Andromeda-Nebel (Adam Evans, CC BY 2.0) [Größere Ansicht]

Zum Beispiel, daß unser Universum in einem Urknall entstanden sein soll, sich seither permanent ausdehnt. Es gibt keine Möglichkeit, daß wir uns auch nur vorstellen, unter welchen Bedingungen, in welchem Ambiente sowas geschehen sein mag.

Es gibt keine Möglichkeit, sich auszumalen, wohin das führt, wie weit das reicht und was da sein mag, bevor das Universum an einer bestimmten Stelle angekommen ist. Es löst in mir manchmal eine enorme Traurigkeit aus, daß mich etwas derart überfordert.

Von Einstein stammt die Feststellung, Information könne nicht schneller sein als Licht. Einer der Gründe, warum wir nichts erkunden könnten, was außerhalb des Universums liegt, selbst wenn das Distanzproblem halbwegs gelöst wäre. Ich finde allein schon erschütternd, was Einstein zu denken imstande war. Und manchmal renne ich gegen die Grenzen meines Denkvermögens wie gegen eine Hausmauer.

Wenn ich heute nachts zum Himmel blicke, sehe ich meist nichts, weil ich im urbanen Raum mit künstlichem Licht zugedeckt werde, als müßten wir Vampire und Werwölfe fürchten. Aber den Andromedanebel könnte ich so ohnehin nicht sehen.


Er ist etwa 2,5 Millionen Lichtjahre von unserer Milchstraße entfernt. Eine atemberaubende Entfernung. In der griechischen Mythologie ist Andromeda die Tochter der überragend schönen Kassiopeia, nach der ein Sternbild benannt wurde. (An der Schönheit dieser Frau hatte sich Gott Neptun so sehr gestoßen, daß er der Familie einiges Unglück aufbürdete.) Mythologie.

Ich stoße mich sehr an simplen Gottesbildern, die mir nichts von der Tiefe und Poesie solcher Gegebenheiten bieten, wie sie allein unsere begrenzte Kenntnis vom Universum ahnen läßt. In unserer Mythologie gilt Gott als allwissend, als eine Instanz, die unergründliche Wege bevorzuge. Er sei ein liebender Vater, wenn man sich ihm gehorsam erweise, habe uns alle individuell im Blick. So geht das einfallslose Geschwurbel über kleinliche Eigenschaften dahin.

Dieses Gottesbild zeigt mir vor allem ein aufgeblähtes Männchen, einen sich nach Bedeutung und Verfügungsgewalt verzehrenden Patriarchen. Das hat keine Dimension, hat nicht einmal Erhabenheit. Da ist ein Blockwart des Universums gezeichnet. Das ist eine ganz irdische Kerl-Nummer, die mir schrecklich mißfällt.

Es hat keine Eleganz und keine besondere spirituelle Dimension. Göttliches will ich mir erst da vorstellen, wo so ein „Ich weiß es nicht“ erklingt, wenn nichts mehr zu Verbeugungen oder Kniefällen aufruft. Göttliches kann doch nur von einer Art sein, daß nichts an menschlichem Verhalten hinreicht, um daran etwas zu bewirken.

Wir sollten also eventuell einmal über Fetische reden. Aber ich halte diese Vorstellung derzeit für aussichtslos, da ich nicht einmal ausgeschlafene Leute finde, mit denen ich angeregt über Kunst reden könnte. Also habe ich mich mit Sir Oliver Mally beraten, der ein Faible für irischen Whiskey hat und in solchen Fragen in erfahrener Experte ist.

Ich fragte ihn: Was kann ich machen, wenn mir das Geld grade so knapp ist? Gute Arbeit hat ja gewöhnlich ihren Preis. Der Sir meinte, bei kleinem Budget könne ich mit einem Jameson nichts falsch machen. Das will ich befolgen…


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