4. Jänner 2021

Die neunte Tele-Drink-Session

Das Foto ist unscharf. Ich selbst war es in dem Moment auch. Und überhaupt! Gekühlter Rotwein. Das gilt als barbarisch. Bedaure! Ich bevorzuge diesen Blaufränkischen kalt, was ihm einen sehr eigentümlichen Geschmack gibt.


Von der Antike her wäre ich ohnehin als Barbar zu sehen, da ich den Wein unverdünnt trinke. Feine Leute haben ihn einst mit Wasser verdünnt, was der Keramik ein eigenes Genre verpaßt hat. Wunderschöne Weinmischgefäße, die im Griechischen Kratér genannt wurden. (Betonung auf einem langen E.)

Letzten Samstag hab ich die neunte Tele-Drink-Session im zweiten Lockdown absolviert. Unmittelbar davor die Jahreswende, bei der ich auch nicht nüchtern blieb. Alles im Fluß, in einem Hin- und Herwälzen zwischen dem Lesen, Schreiben, Schlafen, Essen, Trinken, Filme schauen, Lesen, Schreiben…

Nein, der Wein und der Whiskey sind den speziellen Momenten vorbehalten. In der Trunkenheit könnte ich nicht arbeiten. Zum Arbeiten und zur gelegentlichen Traurigkeit paßt mir kein Alkohol. Den bevorzuge ich in fröhlichen Stunden.



Die 1936er Baby Brownie von Walter Dorwin Teague.

Die Arbeit gibt mir derzeit übrigens eine wichtige Struktur. Sonst würde ich in diesem Lockdown eventuell verlorengehen. Genauer: die gewählten Themen und die Arbeit daran. Es ist Wissens- und Kulturarbeit. Dazu eine aktuelle Notiz bei Kunst Ost: Auftakt 2021.

Ich bin übrigens grade wieder beim Thema Stromlinie gelandet. Genauer: Art Deco und das American Streamlined Design. Ich besitze so eine knubbliege Kodak Baby Brownie. Die hat Industriedesigner Walter Dorwin Teague gestaltet. Sie kam 1936 erstmals auf den Markt, ist ein Stück Art Deco aus Massenfertigung und repräsentiert eine Handvoll American Streamlined Design.



Für meine Hände dürfen kameras nun nicht mehr kleiner werden.

Dieser ästhetische Code hat eine enorme Wucht entfaltet. Ich hab allerhand Gebrauchsgegenstände, die eine kleine Reise durch unsere Formengeschichte erlauben, Details zeigen, wie sie uns im Alltag meist nicht auffallen.

Dahinter tut sich ein enormes Stück Kunst- und Designgeschichte auf, also die Kodifizierung unserer Lebenswelten. Ich werde noch erläutern, warum ich das derzeit an einem Bogen festmache, die mit den Jahren 1909, 1914, 1920 und 1933 markiert ist…


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