10. März 2021

Kompetenzsenke

Bäuerin Carmen D. Dreier-Zwetti hab ich zuletzt real gesehen, als im Vorjahr der erste Lockdown beendet war. Sie hat gestern auf Facebook eine bemerkenswerte Mitteilung der Marktgemeinde Pöllau geteilt. Das Land Steiermark nennt „technische Schwierigkeiten beim Versenden der Testergebnisse“, weshalb nach dem Massentest vom 6. März 2021 Personen mit negativen Ergebnissen nicht verständigt werden konnten. (Positiv Getestete habe man kontaktiert.) Ach, Probleme gibt’s doch überall. Dreier-Zwetti: "ich hab mich schon gewundert. aber gut. dann bin ich vermutlich negativ."

Zweites Kuriosum des Vortags. Ich kenne Katharina Mayr seit wenigstens 20 Jahren. Sie kommt aus dem Eventmanagement, hat derzeit mit zwei kleinen Kindern aber andere Prioritäten. Ein Kind im Kindergarten, eines in der Schule, der Großvater (in den „Wegmarken“ mein Projektpartner) hat den 65er schon hinter sich. Ein ganz banales Setting.

Gestern postete sie auf Facebook: „Letzte Woche wurde unsere Kindergartengruppe geschlossen. Eine Betreuerin war positiv…“ K1 Quarantäne. Und zwei verpflichtende PCR-Tests. Mayr: „…oder auch nicht, da bekommt man bei der BH unterschiedliche Auskünfte.“ Ferner: „Den versprochenen Anruf eines Arzt bzgl. eines Aufklärungsgesprächs habe ich bis heute nicht bekommen.“ Also Dienstag. Aber: „Quarantäne ist seit Samstag Mitternacht vorbei.“

Das ging einige Male hin und her, schließlich: „Und nun ist heute wieder eine Nachricht gekommen: PCR Testung aller Kinder der VS, egal ob in Quarantäne oder nicht. Ausgenommen sind nur Kinder die positiv getestet wurden.


Ich kürze ab. Mayr: „Und ganz nebenbei... morgen, Mittwoch, wird also die gesamte Schule PCR getestet. Und am Donnerstag gehen alle wieder in die Schule und wenn wir dann Freitag oder Samstag die Ergebnisse der PCR Tests bekommen, wissen wir, wer besser daheim geblieben wäre und das ganze Theater geht von vorne los!?“

Das geschieht, während sich in wenigen Tagen, kommenden Montag, der 15. März 2020 jährt, an dem Österreich das erste Mal in den Corona-Lockdown ging. Ein Jahr Erfahrungen und Eltern können nirgends ein klares Protokoll abrufen, wie so eine Angelegenheit nun genau abzulaufen hat. Was hatte die Behörde während dieses Jahres zu tun, aber für solche Standard-Situationen kein Regelwerk in der Schublade?

Wer herumtelefoniert, bekommt entweder Auskünfte, die in Summe verwirren, oder bekommt bei manchen Stellen gar keine konkrete Auskunft; wie erwähnt, ein Jahr nach dem ersten Lockdown-Tag Österreichs.


Cartoonistin Kerstin Feirer, Mutter einer schulpflichtigen Tochter, kommentierte Mayrs Schilderung so: „Ich hab mir das jetzt drei Mal durchgelesen. Und ich kann dir sagen, du hast es richtig verstanden: das ist Chaos pur!“ Ich verzichte auf weitere Zitate zum Fall.

Naja, vielleicht dieses noch, Alexandra L. kommentierte: „Und auch mir erschließt sich nicht, warum ich mein nicht positives Kind morgen zur Testung begleiten darf, obwohl wir ein positives Kind zu Hause haben...“ (Das erschließt sich auch sonst niemandem.)

Während ich das schreibe, postete Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark eben auf Facebook: „Große Sorgen bereitet derzeit die Situation in der Volksschule Gleisdorf, wo sich derzeit die britische Mutation des Corona-Virus breit macht. Alle Beteiligten – Direktion, Bildungsdirektion Steiermark und die BH Weiz – versuchen ihr Bestes, um die Lage so schnell wie möglich wieder in den Griff zu bekommen…“ (Lacht hier jemand? Oder ist das Weinen?)

+) Siehe dazu den Eintrag vom 8.3.21: "Wozu brauche ich also Politik?"
+) Faktensuche I: "Woran bin ich?"


Post Scriptum:
Evi Z. kommentierte eben: "Wennst bei der Hotline wegen Einreisequarantäne anrufst, bist ungefähr gleich verwirrt, sag ich nur. Am Ende wusste ich nicht ganz, ob das jetzt eh nur vorsichtshalber und eigentlich wurscht is, weil man ja eh einen pcr-Test bei Einreise braucht, oder nur sinnlos aber halt Vorschrift."


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