Gestern war ich noch nicht aus dem Zentrum draußen, als mich jemand rief. Hab mich umgedreht, sah einen jungen Mann auf mich zukommen, etwa im Alter meines Sohnes. Er schien aufgebracht und war sehr bemüht, mich für sein Problem einzunehmen.

Er stamme aus dem nahen Sankt Margarethen. Sein Dreier-Golf stehe annähernd ohne Sprit bei der Tankstelle. Er käme damit nicht mehr heim, habe kein Geld in der Tasche und niemand von seinen Leuten würde einen Anruf entgegennehmen, er könne keinen erreichen.

Der Mann bat mich um etwas Geld, das er mir sofort zurückbringen werde, wenn er zu Hause angekommen wäre. Ich sollte seinen Führerschein, seine Bankomatkarte, sonstwas ansehen, um ihm zu vertrauen.

Ich überlegte kurz, hatte keinerlei Lust, ihn erkennungsdienstlich zu behandeln, gab ihm einen Schein. „Wie sind sie unterwegs?“ „Ich geh nur spazieren.“ „Ich komm gleich zurück“. „Okay, dann gehe ich nach Süden“, denn ich war eigentlich Richtung Westen aufgebrochen.

Der Youngster bat mich noch um meine Telefonnummer, rief mich gleich an, daß der Kontakt stünde, machte sich davon. Und wenn das eine Masche gewesen wäre, um Leute abzuzocken? Ist mir egal gewesen!

Im blödesten Fall war ich eine geringe Summe los. Manchmal muß man eben den Göttern opfern, damit die Dinge vorankommen. Im besten Fall konnte der Junge zum Schluß kommen, daß diese Welt noch nicht komplett Scheiße ist.

Ich ging also Richtung Feldbach weiter und mochte das Gefühl, nicht alles unter Kontrolle haben zu müssen. Kommt so oder kommt so. Das ist bloß ein Momentchen in meinem langen Leben. Nahe der Tankstelle ging der Youngster über die Straße auf mich zu und gab mir mein Geld zurück. Er hatte inzwischen seinen Vater erreichen können.

Wir haben doch eine Menge Söhne und Töchter, die manchmal für einen Augenblick nicht weiter wissen. War das jetzt so schwer?