3. September 2021

Wir. Das Kunstvölkchen. II

[Vorlauf: Teil I] Wie gestern erwähnt, an der Headline "Politik muss..." ist alles falsch. Diese Idee stammt aus dem vorigen Jahrhundert und ist überholt. Bevor ich meine Kritik positiv formuliere und darlege, was (Kultur-) Politik heute soll, ein kleiner Blick auf die Hintergrundfolie des Themas... aus regionaler Sicht.

Wir Origami Ninjas. Naja, das ist kein Armee, sondern ein Duo. Musiker Oliver Mally hatte schon einen Part in meiner „Verschwörung der Poeten“. Das begann 2002. Es mündete 2003 in „The Long Distance Howl“. Ich legte dieses Projekt auf 20 Jahre an. Die sind kommendes Jahr um.


Ich dachte, ich würde einen Prozeß der Zuversicht und der kulturpolitischen Entwicklung beschreiben können. So kam es aber nicht. In den Jahren 2008/2009 hieb die von den USA ausgehende Wirtschaftskrise erst in unsere Aufmerksamkeit, dann in unsere Strukturen.

Ich hab schon mehrfach beschrieben, wie sich das ganz kurios in diesem Schema darstellen läßt: 2010-2015-2020. Ich werte nun meine Erfahrungen aus, fasse diese 20 Jahre zusammen. Mir wurde freilich erst im Rückblick klar, wie umfassend die Konsequenzen des Umbruchs sich ab 2010 manifestiert haben.

Ich hab spätestens 2009/2010 zur Kenntnis nehmen müssen, daß meine Branche zunehmend unter Druck geriet, was merkwürdige Modi gebildet hat, die auch von unethischen Verhaltensweisen handelten. Einige wesentliche Markierungen wurden bis heute nicht revidiert.


Im Grunde dreht sich all das a) um einen Hegemoniekampf bezüglich der Deutungshoheit und b) um den Zugriff auf Budgets. Dabei haben hierarchisch stark aufgestellte Leute manchmal sogar aufrechte Verträge verletzt. Ab 2010 konnte man sehen, wo es nun hinsteuert. Ich hab es damals freilich unterschätzt.

Es gibt ein Video, das zeigt, wie der damalige Nationalrat und Weiter Kulturreferent Christian Faul (SPÖ) meine Weizer Dialogveranstaltung mit Dietmar Seiler (künstlerischer Leiter REGIONALE10) crasht. Etwa ab Minute 4:30 sagte Faul: „Wir finanzieren eure Wünsche.“ Und: „Ist das was Schlechtes, wenn man Kulturideen fördert und finanziert?“ Ferner: Die Ideen von ihnen finanzieren wir. Das ist Aufgabe der Politik.

Gestern habe ich einen Artikel zitiert, der auf einer Presseaussendung des Landtagsabgeordneten Hannes Schwarz (SPÖ) beruht. Die Headline besagt: „Politik muss den Rahmen für die Kultur schaffen“. Inhaltlich? Finanziell? Wie ist das genau gemeint?



Details zu diesem Foto, dem aufschlußreichen Protokoll und Video hier: [Link]

Unter meinen Facebook-Notizen bei der Origami Ninja- Association habe ich in der Glosse IX zum Thema „Steiermark Schau“ zitiert: „Das kulturpolitische Projekt wird unter neuem Namen ‚STEIERMARK SCHAU‘ ab 2021 umgesetzt. Mit dem Titel ‚STEIERMARK SCHAU‘ will man zum vielseitigen Schauen auffordern. Dieses bezieht sich sowohl auf das Schauen im Sinne eines prüfenden Blicks oder eines intuitiven Erfassens als auch auf Formate wie Ausstellungen oder Aufführungen.“

Das stammt aus dem Protokoll zur 41. Landtagssitzung der laufenden XVII. Gesetzgebungsperiode (18. September 2018). Diese Glossen-Serie hatte ich begonnen, weil mir aufstieß, daß es in meinem Milieu zu diesem millionenschweren steirischen Kulturprojekt keinerlei öffentliche Debatte zu finden gab. Nichts! Null! Nada! Das fand ich irritierend. [Fortsetzung]

+) Kulturpolitik: Bezirk Weiz (Plus Protokoll & Video)
+) Für eine nächste Kulturpolitik (Diskursbeiträge)


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