17. November 2021

Protektion geht vor Kompetenz

Elisabeth Köstinger (ÖVP), Tourismus- und Landwirtschaftsministerin, richtet einem Amtskollegen via Medien aus: „Ich halte überhaupt nichts von den Wortmeldungen des Gesundheitsministers.“ Wäre ich ein Konzernchef und Köstinger eine meiner Abteilungsleiterinnen, hätte die Frau jetzt ein ernstes Problem.

Aber was soll‘s! Es geht bloß um Österreich. Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) danach im ORF auch noch hingehängt. (Selbst ein Tölpel konnte seine diplomatischen Worte entschlüsseln.)

Würden diese Leute grade in ihrem Privatbetrieb so herumstümpern, könnte ich mich schulterzuckend abwenden und würden dem Personal vielleicht empfehlen: „Schaut Euch nach neuen Jobs um, die werden den Laden gegen die Wand fahren.“ Wenn nämlich so ein unterirdisches Kommunikationsverhalten nach außen dringen darf, kann ich mir vorstellen, was da intern abgeht.

Aber! Dies ist ein Staat. Und wir leben mit einer Seuche. Dennoch agieren diese Leute so provokant und verächtlich. Da wäre ja zur Zeit ein anspruchsvoller Job zu machen. Ich vermerke recht unaufgeregt, was der Kurier und andere Medien dieser Tage berichtet haben:

„Im Ranking steht Österreich auf dem elften Platz aller Länder mit einer 7-Tage-Inzidenz von 625,46. Weltweit am schlimmsten erwischt es derzeit das Nachbarland Slowenien mit einer 7-Tage-Inzidenz von 969,54. Ebenfalls vor Österreich liegen die EU-Länder Estland (Platz 3, 792,42), Kroatien (Platz 5, 761,82), Belgien (Platz 7, 672,09) sowie Litauen, Lettland und die Slowakei auf den Rängen 8 bis 10.“ [Quelle]

Und diese Hofkamarilla mutet mir so eine Nummer zu? Das ist bemerkenswert! Ich würde jedem Projektpartner, der auf solche Art mit aktuellen Problemen, Dissens im Team und Kommunikationsfragen umgeht, unsere Vereinbarungen um die Ohren schlagen.

Ich konnte gestern einen erfahrenen Unternehmer fragen: „Wenn Du einen großen Betrieb mit verschiedenen Abteilungen hättest, und zwei Abteilungsleiter würden sich öffentlich so verhalten, statt in Dein Büro zu kommen und die Sache zu klären, was würdest Du tun?“ Die Antwort lautete ansatzlos: „Einen von beiden entlassen.“

Vielleicht sind diese Leute einfach zu jung, um eine Vorstellung entwickelt zu haben, was mit „Good Governance“ gemeint sein könnte. Aber wie soll ich mich damit arrangieren, daß die weiter so ein Programm fahren und ihre jeweilige Parteibasis nimmt das alles hin?

Ich kenne hier vor Ort erfahrene Leute, Menschen in diversen politischen Funktionen, darunter Verwaltungskräfte, Unternehmensberater, Wirtschaftstreibende, juristisches Personal etc. Viele schweigen. Etliche von diesen Kräften werden nicht müde, unsere Regierung zu loben.

Ja? Wirklich? Und das ganz ohne Lobotomie? Vielleicht sollten manche von ihnen vorerst wenigstens ihren Führerschein abgeben, denn da tun sich inzwischen allerhand Fragen nach Alltagstauglichkeit und Zurechnungsfähigkeit auf. Und manchen Regierungsmitgliedern sollten wir eventuell einen geschützten Arbeitsplatz besorgen, wo sie weniger Schaden anrichten können.

+) Kontext Covid-19


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