So ein Zuruf, man sei faschistoid, besagt also, daß man mit der Menschenverachtung und Härte von Faschisten assoziiert wird; was immer das ein mag: ein Faschist. (Man muß sehr gute Gründe haben, um jemanden zum Beispiel mit den Nazi oder mit Ustaschen zu assoziieren.)

Wenn ich in einem Roman lese „Er fühlte sich gut“ oder „Er war nun glücklich“, dann weiß ich, daß der Autor sein Handwerk nicht beherrscht, denn er benennt bloß etwas beliebig, was er mir beschreiben sollte. Nun aber kann ich mir selber ausdenken, wie sich die Romanfigur befindet. Gut, dafür brauch ich den Autor nicht.

So geht es mir mit dem Wort „faschistoid“. Es sagt alles und nichts, ist ein lauwarmer Begriff, der vor allem etwas über mich sagt; daß ich nämlich jemanden in Hohem Maß für menschenverachtend halte. Das ist als Befindlichkeitsprosa okay, für einen politischen Diskurs nutzlos.

Wie schon angedeutet, ich will den Begriff Faschismus bloß für seine historischen Manifestationen verwenden. Aktuelle Entwicklungen, in denen ich einen hohen Anteil dessen finde, was Faschismus ausmacht, nenne ich Neofaschismus. Den Begriff hab ich von italienischen Verhältnissen übernommen, wo jüngere Menschen, die Mussolini nicht mehr gesehen haben, mit solchen Konzepten Politik machen.

Um unsere heutige Situation beschreiben und zu debattieren, um sie verstehen zu können, sollten wir einander klar machen, was wir mit den Begriffen meinen. Ich hab den Eindruck, wie wären gut beraten, den aktuellen Befund österreichischer Verhältnisse möglichst unaufgeregt und keinesfalls hastig zu verfassen. [Fortsetzung]

+) Heimat (Übersicht)

Postskriptum
Ich hab hier schon Umberto Ecos Faschismus-Merkmale zur Orientierung empfohlen. Ich finde sie sehr praktisch, weil sie anschaulich bleiben, selbst wenn man sie ohne besondere Vorkenntnisse durchsieht. (Hier eine knappe Übersicht in englischer Sprache: Link | Der Vortrag „Ur-Fascism“ (1995) von Umberto Eco als PDF-Datei: Link)