12. Jänner 2022

Danke Gleisdorf!

Lassen Sie mich einige Mosaiksteinchen zusammensetzen, auf daß wir unser Bild der oststeirischen Gegenwart genauer lesen können. Sie erinnern sich vielleicht, wie Sebastian Kurz im Bezirk Weiz (und auch in der Stadt Gleisdorf) als quasi politische Lichtgestalt promotet wurde? Jener Mann, der gerne über sich sagen ließ: „Sebastian Kurz hat bereits viel für unser Land erreicht. Mit seiner Politik bringt er Österreich auch weiterhin nach vorne.“

Das ist jener Mann, auf dessen Website Sie noch heute lesen können: „Sebastian Kurz vertritt eine Politik des Anstands, der Vernunft und des Fortschritts.“ Der vormals exponierte Kanzler ist ja – nebenbei bemerkt - in einer Hauptverantwortung dafür, daß jüngst mehr als eine österreichische Regierung gescheitert ist. (Lassen wir beiseite, was da noch an unethischem Verhalten zur Debatte steht. Die Behörden untersuchen.)



Die Standarte von Wladimir Putin in Gleisdorf

Nun, so lese ich, ging Kurz in den USA bei Thiel Capital als „Global Strategist“ an Bord. Es heißt, daß Boss Thiel überzeugt sei, die persönliche Freiheit stehe über staatlichem Einfluss. Ich verzichte hier auf eine detaillierte Schilderung dieser Karriere und der Inhalte, für die Thiel steht. Als einst Delegierter für Donald Trump und Spender für dessen Wahlkampf mag er uns die Orientierung leicht machen. (Also: Thiel + Trump + Kurz zusammengedacht.)

Vor diesem Hintergrund erinnere ich mich daran, wie sich etliche Honoratioren Gleisdorfs und der Region auf Facebook ganz ausführlich an der kommunistischen Bürgermeisterin von Graz abgearbeitet haben. Sie boten mir auch eine detaillierte Kommunismus-Exegese und erklärten mir, was von Marx zu halten sei, wie das mit Mao und Stalin zusammenginge.

Kleiner Einschub: Durch diese engagierte ideologische Arbeit haben sich die oststeirischen Honoratioren erspart, uns zu erläutern, welches Versagen der Grazer ÖVP Elke Kahr als Bürgermeisterin überhaupt es möglich gemacht haben mag. (Schwamm drüber!)


Von den nämlichen Leuten erwarte ich nun schon viele Wochen vergeblich, daß sie sich zu den politischen Vorgängen auf Gleisdorfs Straßen politisch äußern. Die regelmäßigen Protestzüge und die Social Media-Aktivitäten haben längst klar gemacht, daß es hier mit sozialer Kritik (Ruhestörung und Ängstigung etlicher Einheimischer) sowieso ökonomischer Kritik (Geschäftsstörungen, die zu Umsatzeinbußen führen) nicht getan ist.

Etliche der Promotorinnen und Promotoren von Gleisdorfs Kundgebungen pflegen nicht bloß die Heuchelei, ihre Protestmärsche als „Spaziergänge“ zu kostümieren. Sie handeln auch in anderen Zusammenhängen mit verdeckten Intentionen. Daß Donald Trump in dieser Szene geschätzt und als demokratische Autorität gefeiert wird, ist evident.

Dazu kam letzten Sonntag die russische Trikolore vor dem Gleisdorfer Kirchriegel. Und zwar in der speziellen Form mit dem russischen Wappen. Flagge und Wappen sind ja zweierlei. Werden sie kombiniert, ergibt das die Standarte des Präsidenten. Der heißt Wladimir Putin.

Putin kennen wir ebenfalls als Lichtgestalt einer „Demokratie neu“, überdies als erklärten Freund von Xi Jinping, dem Präsidenten der Volksrepublik China. Xi Jinping hat längst klar gemacht, daß er den „Chinesischen Traum“ realisieren wird, was meint: Weltwirtschaftsmacht Nummer 1, Weltkommunismus, wobei Demokratie, Menschenrechte und freie Presse nur stören. (Schlag nach unter „Dokument Nummer 9“!)

Übrigens zeigt sich auch Viktor Orban, Ministerpräsident des EU Mitgliedslandes Ungarns, ganz offen als Sympathisant von Xi Jinping. (Sie erinnern sich, wie freundschaftlich sich Sebastian Kurz mit Orban gezeigt hat?)

Ich rufe schon vorab „Danke Gleisdorf!“, denn es wird doch hoffentlich der Tag kommen, wo mir aus den Reihen des Gemeinderates (also seitens des offiziellen Gleisdorfs) jemand dieses Mosaik erläutert und sich vielleicht ähnlich erklären wird, wie ich es hier tue: „Ich bin ein Mann der Republik!“ Und zwar auf Inhalte und Prinzipien gestützt, die eine Sympathie für Konzepte von Putin, Orban Thiel, Trump und Xi Jinping kategorisch ausschließen. Wir müssen also reden! (Begründen, nicht verkünden.)

+) Heimat (Übersicht)

Postskriptum
+) Eine kleine Gleisdorf-Auswahl von Memes und Meldungen
+) Putin läßt grüßen
+) Reden wir über China! (Franz Ablinger)
+) Dokument Nummer 9


PPS
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