25. August 2022

Spießer-Kultur und kulturelle Aneignung III

[Vorlauf] Sind wir nicht alle Erniedrigte und Beleidigte? Kleiner Scherz! Das ist der Titel eines Romans von Dostojewski. Vielen, die sich mir in jüngerer Zeit als Beleidigte aufgedrängt haben, ist Dostojewski nicht wichtig, vermutlich nicht einmal bekannt.

Aneignung und Abneigung. Die vertrauten Tänzchen. Die schlampige Ömpörung. Uns gehen niemals die Themen aus. Und die Widerworte. Selbst wenn sie bloß schlampig hingehauen sind. Hauptsache Emotion!

Naja, in diesem Fall und auf meinem Terrain tröpfelnd. Hinter den Kulissen. Ein wenig Feedback zu den ersten Glossen, die dieses Thema betreffen. Nein, öffentlicher Diskurs muß nicht gleich sein. Bitte, ein paar Statements via Social Media gehen allemal. Mäßigung! (In Zeiten wie diesen.)


Zugegeben, es haut mich manchmal breit in die Polemik, wie ich in eine Pfütze fallen könnte, in so ein körpergerechtes Schlammloch; grade groß genug, daß man recht dreckig wird, aber nie so tief, um zu ersaufen. Der Akt des Schreibens bietet dann die Möglichkeit, allfällige Blödsinne aus dem Text zu hacken und schon paßt es (mir) wieder.

Also zu Sache! Vielleicht kurz etwas Grundsätzliches. Kritisieren heißt vor allem: vergleichen. Wer nicht dem laufenden Gezänk zugerechnet werden will, wer nicht auf dem Boulevard gesehen werden möchte, sollte das im Stil der eigenen Einwände deutlich machen. Der Modus ist simpel.

Werden Ansichten oder Handlungen kritisiert, will ich die Quelle kennen, damit ich nachsehen kann, was genau der Vorfall oder der Wortlaut ist, gegen den sich eine Kritik richtet. Dann will ich den Einwand verstehen und zuordnen können. Was genau wird mit welcher Überlegung beeinsprucht? Danach finde ich mich (meist) zurecht..


Ansonsten hab ich es mit einer Art Geschwätzigkeit zu tun, die mich langweilt und die mir meine Zeit stiehlt. Jeder Mensch hat zu allem eine Meinung. (Da bin ich keine Ausnahme!) Will ich bloß meine Zeit totschlagen, kann ich vor die Tür hinausgehen und die nächstbesten Passanten nach ihrer Meinung zu einem ganz beliebigen Thema befragen.

Ich werde ausnahmslos etwas zu hören bekommen. Das ist aber völlig nutzlos. Ein Hauch mehr als weißes Rauschen. Zugegeben, Kolportage kann auch interessante Momente liefern. Dann frage ich aber unbedingt: Wo kann ich es nachlesen? Das meint: Woher hast Du das und welche Qualität hat Deine Quelle?

Klar, dieses spezielle Problem war vermutlich noch nie größer als heute: Wie zertifiziere ich Infiormationen? Andersrum: welchen Quellen kann ich eher vertrauen und welche Quellen werde ich übergehen, weil ihr Ruf verheerend ist?

+) Aneignung


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